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Fraule hat das Wort: Wasserpistolen und Sprühhalsbänder! <: []

Leute, ich übergebe heute mal das Wort an Fraule. Der liegt was aufm Herzen, und deshalb bin ich so freundlich, ihr kurzfristig meinen Blog zu überlassen. Sie hat mir ein Würstchen versprochen, und wie ihr wisst, dafür tu' ich ja alles...
Also, Fraule hat das Wort, ihr könnt also sicher sein, es wird weder lustig noch geht's ums Kacken oder andere erwähnenswerte Ereignisse aus meinem knallharten Killerrüdendasein : )

Fraule spricht...
Ein Kommentar in Willis Blogeintrag vom 30. März 2012 "Nicht überall, wo Trainer draufsteht, ist auch Trainer drin" bringt mich dazu, das Thema nochmals aufzugreifen. Die Kommentatorin erklärt dort, warum ihrer Meinung nach der Einsatz von Wasserpistolen und Sprühhalsbändern in der Hundeerziehung völlig legitim sei.
Ich bin keine Trainerin und weit davon entfernt, Ahnung zu haben, aber meine Erfahrungen mit meinem Hund, die Lehren meiner Hundeschule - ja, die ich selbst nach über einem Jahr immer noch besuche, weil ich denke, dass man nie auslernt, das Thema neu und das Feld groß ist und ich nicht so hilflos enden möchte, wie viele Hundebesitzer, denen ich täglich begegne - und nicht zuletzt mein Bauchgefühl verbieten mir, diese Meinung unkommentiert so stehen zu lassen.
Im Gegenteil, weil ich weiß, dass immer noch viele Menschen so denken (oder gar nicht denken), ist mir die Antwort einen ganzen Blogeintrag wert.
Auf die Statements aus dem Kommentar kann ich am besten mit Gegenfragen reagieren und bin gespannt, ob jemand darauf überzeugende Antworten hat: 
  1. Woher wollt ihr wissen, dass der Hund nicht doch seelischen Schaden nimmt, wenn man ihn mit der Wasserpistole oder mit Socken oder sonst was erschreckt oder mit Zischlauten aus einem Sprühhalsband verunsichert? (Und wir alle kennen den Unterschied zwischen Erschrecken und Ablenkung: Ich kann den Hund mit der Wasserpistole o. a. erschrecken oder aber mit ihm und der Wasserpistole spielen, das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Wir reden hier von der bewusst eingesetzten Methode des Erschreckens, die niemals nur harmlos sein kann, denn sie soll ja zu einer Verhaltensänderung führen.)
  2. Wieso sollte also der Hund, für den die Wasserpistole "ja gar nicht schlimm ist", sein Verhalten überhaupt ändern? Ändert man sein Verhalten nicht eben dann, weil man vor etwas Angst hat? Wenn die Wasserpistole aber bewirkt, dass ich mein Verhalten ändere, wie kann sie dann für mich eigentlich "nicht so schlimm sein"?
  3. Woher wisst ihr, dass der Hund die Situation richtig versteht und weiß, dass die Pistole spritzt, weil er gerade im Blumenbeet hockt und da raus soll, und nicht deswegen, weil gleichzeitig ein Auto vorbeifährt oder ein Kind laut schreiend am Gartenzaun vorbeirennt?
  4. Wieso seid ihr euch so sicher, dass die Angst und die Unsicherheit, die beim Hund durch das Erschrecken geschürt wird, sich kein Ventil sucht und er zukünftig schreiende Kinder oder vorbeifahrende Autos scheiße findet und diese nun zukünftig ankläfft oder Schlimmeres?
  5. Wieso wollt ihr überhaupt ein geliebtes Wesen lieber erschrecken als ihm konstruktive Alternativen anzubieten, die den Stress viel nachhaltiger aus der Situation herausnehmen?
  6. Wieso glaubt ihr, dass ein Hund einen Menschen nicht von einem Artgenossen unterscheiden kann und man ihn daher genauso "ruppig" anfassen muss, wie das vermeintlich unter Hunden auch üblich ist? Habt ihr schon mal gesehen, dass ein Hund einen anderen absichtlich erschreckt, um ihn einzuschüchtern? Bellt ihr dann auch, wenn ihr mit eurem Hund kommuniziert?
  7. Wieso verwechselt ihr "klar" und "konsequent" mit additiver Bestrafung?
  8. Wieso wollt ihr eurem Hund beibringen, bei jedem entgegen kommenden Hund die Richtung zu wechseln, um eurem Hund somit zu bestätigen, dass andere Hunde Gift sind, statt ihm durch positive Verstärkung beizubringen, ruhig und souverän an dem fremden Hund vorbei zu gehen, ohne auszurasten?
  9. Wenn diese Methoden so harmlos und geeignet sind, wieso wendet ihr sie dann nicht auch bei euren Kindern an? Die Gehirne von Kindern und Hunden arbeiten vielfach auf sehr ähnliche Art und Weise, so dass man die gleichen Erziehungsmethoden auf beide anwenden kann. Erschreckt ihr eure Kinder möglicherweise deshalb nicht, weil ihr ihnen keine Angst machen wollt, da ihr ja wisst, dass Angst vielleicht nicht unbedingt die optimale Ausgangsbasis zum Lernen und fürs spätere Leben ist?
Und was ist nun die Antwort auf all diese Fragen?
Im besten Falle Unwissenheit. Aber gerade diejenigen, die sich "Trainer" schimpfen, sollten ganz und gar nicht unwissend sein, und fragt man diese Trainer, dann behaupten sie ja auch von sich, Experten auf dem Gebiet zu sein.
Also muss es wohl andere Gründe haben. Bequemheit? Der schnelle, scheinbare Erfolg in einer schnelllebigen Welt, in der Wirtschaftlichkeit, Effizienz und nicht zuletzt Profitgier an erster Stelle stehen? Welcher Trainer erzählt schon gerne, dass die Behebung eines Problemes mehrere Monate anstelle von wenigen Minuten oder Stunden dauern wird? Oder ist es die Angst vor Neuem? Die Angst umlernen zu müssen? Die Angst, alte Zöpfe abschneiden zu müssen, die hauptsächlich auf jeder Menge Halbwissen, Mutmaßungen, Mißverständnissen und Mißinterpretationen gewachsen sind? Oder ist es schlichtweg die menschliche Arroganz, die uns glauben lässt, ein Tier sei die Mühen erst gar nicht wert, gemäß dem Motto, "ist doch bloß ein Hund"?

Heute erst habe ich einen wirklich interessanten und eingängigen Artikel über Sprühhalsbänder gelesen. Ich empfehle allen Interessierten dringend mal einen Blick darauf zu werfen.
Und wer offen ist und mehr lernen möchte über Hundeerziehung ohne unfaire Hilfsmittel, ohne Gewalt, ohne Druck und frei von Angst, der findet bei CumCane von Ute Blaschke-Berthold viele nützliche Informationen und Antworten auf seine Fragen.

Ich sage es nochmal: Wenn Gewalt (und die schließt seelische Gewalt ein) zur Erziehung eingesetzt wird, hat der Mensch versagt! : )

Kommentare

  1. i habe die gleich Meinung wie du!

    lg eyron aus wien

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  2. Man kann es nicht oft und deutlich genug sagen...

    Danke!

    Elke Franz, Hundeschule 4plus2!

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  3. Ich habe da auch ein sehr gutes Beispiel, das jetzt nichts mit Wasser zu tun hat eher etwas mit erschrecken.

    Der Arko hat als er noch ein Welpe war mal eine Kiste mit Glasflaschen umgeworfen. Der ist da so erschrocken das er ERST JETZT!!! Das ist nun fast 1 1/2 Jahre her, keine Angst mehr vor Glasflaschen hat. Ich kann mir gut vorstellen wenn sowas nochmal passiert (Auch wenn es nur 1 wäre) würde das dem Hund gar nicht gut tun.

    Grüße,
    Ameis

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    1. genau so gehts mir mit dem staubsauger und dem schrubber. als ich ganz klein war, hat fraule den staubi einfach angemacht, ohne darüber nachzudenken, dass der mich zu tode erschrecken könnte. ich bin eine stunde in meiner box gehockt ohne rauszukommen und kann den staubi noch heute nicht leiden. und der schrubber ist mal umgefallen, als ich dran gerochen hab. den kann ich auch nicht leiden! : (

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  4. Klasse Beitrag, spricht uns aus der Seele!!!!
    Gruß von Hovimädchen Maya und ihrem Frauchen

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  5. danke!! man kann es wirklich nicht oft genug sagen! dicke küßchen charlotte & gabi

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  6. Ey Willi, komm mal zu mir. Ich bring dir bei wie man den Staubsauger bekämpft. Donna kann das auch schon. Wenn Menschenfrau nichts sagt, machen wir den Staubsauger voll fertig! :)
    Du ahr Schissbotz!
    L.G. Diva

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    1. freches früchtchen! wär ich so groß und dick wie du, hätte ich auch vor nix angst! : )

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  7. Vielen Dank für diesen tollen Kommentar. Wir haben auch eine Trainerin, die "positiv" denkt und handelt. Nix mit "Hand anlegen", "anblöken" oder sonstigen Hilfsmitteln. Das geht auch ganz ruhig und konsequent mit viel Liebe. Ich habe furchtbar Angst vor großen LKWs. Mein Frauchen geht mit mir lieber einen Umweg, aber ab und an bleiben wir stehen und hören dem Verkehrslärm zu. Nach einer Weile gehe ich dann gemeinsam mit Frauchen ganz mutig über die große Straße, auch wenn da ein LKW steht. Irgendwann gewöhn ich mich an diesen Straßenlärm und wenn es dauert, dann dauert es eben, aber mit Gewalt oder Hektik wird bei uns nicht gearbeitet. Ich hoffe, daß viele der sogenannten "Pappnasen-Trainer" das auch mal verinnerlichen.
    Pfötchen,
    Charly
    und Euch allen "ein schönes Osterfest"

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