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Nachtrag zum knallharten Killerrüdenbrief an Herrn Rütter : )

Hehe, also, ich gestehe, mit diesen Reaktionen habe ich wahrlich nicht gerechnet. In der Fellpresse wurde mein Brief an Hundegott Rütter bis jetzt über 3200 Mal geteilt, bei mir gab's mehr als 1300 Klicks auf den Post seit Mittwoch, und ich weiß jetzt, dass man Plaque mit "q" schreibt. RES-PEKT! Offenbar habe ich einen ziemlich empfindlichen Nerv erwischt. Na gut, um so besser.
Aber ich stelle fest, ganz viele denken wie ich, das beruhigt und freut mich tierisch, denn wir werden offenbar immer mehr. Die Hunde-Community beginnt, ganz langsam umzudenken und die "Wunder" kritisch zu betrachten, die uns so medienspektakulär vorgesetzt werden. Das ist einfach voll genial!
Dennoch gibt es unter den fleißigen Kommentatoren natürlich auch knallharte (anonyme) Kritiker, die fragen, wie ein Hund überhaupt schreiben könne (na, seht ihr doch!), die über Neid, Unwissen und Klugscheißerei reden und sagen, ich hätte doch besser mal Vorschläge gemacht, wie man's besser machen sollte, anstelle zu meckern. Dazu kann ich nur sagen: Hallooo? Bin ich Killerrüde oder Markus Lanz? Ihr seid in der falschen Sendung! Ich halte die Pfote in die Wunde, knallhart und satirisch verpackt. Wer das nicht versteht, guckt besser "Wetten dass..." (oder den "Hundeprofi") und lässt die "heute-show" aus.
Und ganz nebenbei glaube ich nicht, dass ich Herrn Rütter erklären muss, wie es richtig geht. Der weiß das. So wahr ich hier gerade meine Pfoten an der Tastatur wund kloppe. Der Herr Rütter kennt sich natürlich aber noch viel besser aus mit dem Thema Einschaltquoten...

Aber gut, ich mach's. Grumpf. Ich liefer' euch jetzt ein paar Vorschläge, wie man es vielleicht besser machen könnte. Mal sehen, wieviele von euch jetzt noch weiterlesen bis zum Schluss. Aber auf vielfachen Wunsch der kritischen Stimmen greife ich das Thema "Jogger jagender Hund" nochmal auf und stelle ganz unsatirisch und todernst folgende alternative, nicht aversive Möglichkeiten der Erziehung in Aussicht:

Anstatt also den verängstigten Fifi  mit der Wasserflasche zu bespritzen, um einen auf Angst und Meideverhalten basierenden schnellen "Erfolg" zu erzielen, könnte man auch auf eine zugegebenermaßen mühevollere und zeitintensivere Methode zurückgreifen, die vor allem die aktive Mitwirkung des Hundehalters, seine gute Beobachtungsgabe, Kreativität und perfektes Timing bedingen würde. Aber mit der Zeit und sich wiederholender Situationen stellte sich der nachhaltige Erfolg ein und das unerwünschte Verhalten würde eine Veränderung in die gewünschte Richtung erfahren - ohhh, ein Wunder! Hehe... neee, Übung!
In unserem Beispiel müsste Frau Steeger dazu sofort reagieren, sobald sie einen Jogger am Horizont auftauchen sieht, anstelle rumzustehen und nach dem Hund zu schreien (oder zu spritzen), wenn der schon seinem Hobby frönt und beim Jagen ist und somit reaktionsmäßig im Hinterhirn verweilt, wo er für Vernunft (Abrufbarkeit) definitiv nicht mehr ansprechbar ist. Sobald sie also den Jogger sichtet (hoffentlich vor ihrem Hund), hat sie mehrere Möglichkeiten:
  • Sie benutzt zum Beispiel die Königsdisziplin "Zeigen und Benennen" und belohnt Fifi jedes Mal überschwenglich, sobald der den Jogger sichtet, aber sich ihm (noch) nicht an die Fersen geheftet hat. Denn Gucken ist erlaubt. Und mehrfaches Belohnen auch. Richtiges Timing ist bei dieser Übung allerdings absolut angesagt! Und ein Klicker oder ein entsprechendes positiv aufgebautes Markerwort wären absolut arbeitserleichternd.
  • Oder sie macht sich spannender als jeden Jogger und lenkt ihren Hund durch ein spannendes Spiel, Leckerlis oder irgendetwas ab, worauf die jagende Bestie voll abfährt.
  • Und / oder sie vergrößert die Distanz, um für den Hund den Stress abzubauen.
  • Oder - für die Fälle, in denen Fifi schneller war - sie bringt ihm ein positiv verknüpftes Abbruchsignal bei, so dass der Hund lernt, eine unerwünschte Verhaltensweise zu beenden, weil er weiß, dass er dann mördermäßig belohnt wird. Auch hier wären ein Klicker oder Markerwort natürlich von Nutzen.
  • Gleichzeitig bringt sie ihm bei, dass er in bestimmten Situationen Jagen darf, in anderen aber nur Schauen angesagt ist. Schließlich ist das seine Natur, und der sollte man frönen dürfen. Ihr geht ja schließlich auch kacken...
Die Belohnung ist hier natürlich die Motivationsquelle für den Hund, sein Verhalten zu ändern. Und ob mit Leckerlis, Spielen, Kraulen oder sonstwas belohnt wird - das ist völlig wurscht, da hat jeder Hund seine eigenen Präferenzen, und die solltet ihr schlauerweise ausnutzen. Was glaubt ihr wohl, was der motiviert sein wird, wenn er die Übung kapiert hat!

Der Werkzeugkasten der positiven Verstärkung ist natürlich um ein tausendfaches größer. Es gibt zig nicht aversive Möglichkeiten, um Hund in schwierigen Situationen in der denkenden Gehirnhälfte zu halten, wo er weiter ansprechbar bleibt und sein Verhalten gelenkt werden kann. Aber schließlich bin ich kein diplomierter Hundetrainer geschweige denn ein Hundegott, sondern nur der Hund selber, an dem der ganze Quatsch tagtäglich (und erfolgreich) angewandt wird.
Aber eines kann ich noch hinzufügen: Der Kreativität des Halters ist hier natürlich keine Grenze gesetzt - und ich rede hier nicht von Schreien, Schimpfen, Bedrohen, Ängstigen, Unterdrücken, Dominieren! Das ganze Spielchen setzt natürlich voraus, dass Mensch Geduld aufbringt, offen für Neues und bereit ist, alte Zöpfe abzuschneiden und umzulernen. Dass Mensch die Körpersprache seines Hundes kennt, und vor allem den Sinn erkennt, warum es gesünder, bindungsfördernder, ethischer und partnerschaftlicher dem Hund gegenüber ist, ihm Verhaltensalternativen aufzuzeigen, anstelle ihn zu bestrafen und zu ängstigen für ein Verhalten, dass zudem auch noch in seinen Genen liegt (der Jagdtrieb, in unserem Beispiel).
Und so gibt es für alle Hunde, alle Größen und Rassen und alle Schwierigkeitsgrade gewaltfreie Lösungen - und im Idealfall beginnt man damit natürlich bereits in der Welpenzeit. Wer das nicht glaubt: Informiert euch. Probiert's aus. Es lohnt sich!

Angst ist ein schlechter Lehrer. Und wenn Gewalt zur Erziehung eingesetzt wird, hat der Mensch versagt.
So. Isch 'abe fertig! Flasche leer!

Naaaaaa? Wieviele haben jetzt bis zum Schluss gelesen? Gäääähn! Wasserpistolen sind doch einfach noch viel geiler! Grumpf! : )

Euer knallharter Killerrüde
Willi Wollmatingen | Chief Killerkolumnist Officer | Fellpresse.de | willisworldandfriends.com | : )

Kommentare

  1. Pfoten hoch!!!!!

    eyron aus wien:)

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  2. Ach Willi - du bist und bleibst der Größte! Und was die Jogger angeht - die laufen doch meist weit unter ihren Möglichkeiten... ein bissl pushen schadet denen gar nicht :-)
    Deine Charlotte - schnell wie der Wind...

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  3. Mensch Willi, besser hätte ich es nicht schreiben können: Hat mein Frauchen auch gemacht: Rückruf perfektionieren - Desensibilisieren - Gegenkonditionieren - Umkonditionieren - Abbruch. Und alles positiv aufgebaut ohne Pistole.
    Weiter so, der Rütter geht mir schon die ganze Zeit auf die Nerven. Werde mir noch bei Gelegenheit deinen Blog komplett reinziehen.
    wummse

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  4. Rieke und Merlin20. Mai 2012 um 20:52

    So ein toll geschriebener Artikel! Einfach klasse! Kompliment!
    Und beim Lesen hat man ein Lächeln auf den Lippen! Besser gehts nicht!
    Es wäre zu schön, wenn Herr Rütter Deinen Text mal zu lesen bekommen würde, aber ändern würde das wahrscheinlich auch nix mehr!
    Früher war er doch wirklich mal ein ganz sympathisches Kerlchen! Aber in letzter Zeit sind seine Methoden ja wirklich alles andere als empfehlenswert.
    Also, nochmal: Daumen hoch für so einen super Artikel!

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  5. Pfoten, Daumen und Zehen hoch!

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  6. Also früher - in der guten alten Zeit seiner grünen Anfänge - war er auch nicht besser.

    Damals war es nur so neu für alle TV-Konsumenten, daß es kaum einer gemerkt hat.
    Durch die Häufung seiner Sendungen erst fällt auf, mit welchem Geschwurbel er seine "Erziehungserfolge" erreicht.

    Trotzdem nehme ich auch von ihm ab und zu eine gute Idee mit.

    Schließlich kann man von jedem lernen.

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  7. Toller Brief und Daumen hoch, unsere Drei sehen das auch so und unser Bubu ist ganz aus dem Häuschen ;) wie Frauchen gerade beim Lesen lachend auf die Schenkel klopft. Lieben Gruß Beyla, Simba und Bubu sowie von Frauchen Daniela Fiutak.

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  8. hallo willi
    ganz deiner meinung!!!
    und wem dies zu kompliziert erscheint, (jetzt wirds allerdings nur für hunde interessant und lustig) der kann sich ja ein paar katzen in die tasche packen und jedesmal wenn ein jogger auftaucht, die katze aus dem sack lassen. ich glaube jeder jogger wird garantiert sowas von uninterssant. und hundi hat im gegensatz zur wasserpistole ,ein heiden spaß.
    (ist allerdings wirklich nur sarkastisch gemeint,da in beiden fällen ein tier leiden muß!!!)
    aber für killerrüden bestimmt interessant, mal drüber nachzudenken.
    BITTE DIESE ALTERNATIVE NICHT!!!! AUSPROBIEREN!!!!!!!!!!!!!!!!!

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