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Wie ihr ja wisst, lebe ich in Konstanz. Für die, die es nicht wissen, Konstanz liegt haargenau an der Grenze zur Schweiz. Und so kommt es, dass wir in der Schweiz ganz oft unterwegs sind. Fraule arbeitet dort, ich gehe dort zur Hundeschule und in meine Oase, wir gehen dort wandern, tanken oder zu Hundetreffen und Workshops.
Wir kennen mittlerweile eine ganze Menge Schweizer. Und ich würde behaupten, wir mögen uns sehr und verstehen uns prima - wenn man mal von Fraules gelegentlichen Sprachschwierigkeiten absieht. Aber sie bemüht sich und mittlerweile kommt sie ganz gut mit im Schwitzerdütsch, wenn nicht plötzlich wieder ein neuer Dialekt auftaucht, denn die gibt es dort reichlich. Die ganze Beziehung geht sogar soweit, dass man behaupten könnte, es entstünden zarte Freundschaften, wir teilten oft die gleichen liberalen Einstellungen, politischen Richtungen, Moralvorstellungen, beklagten die gleichen Missstände oder regten uns über die gleichen Unerhörtheiten auf. Man möchte meinen, wir sind uns alles in allem gar nicht so unähnlich.
Aufgrund der geografischen Nähe zueinander hat sich zudem zwangsläufig eine gewisse Symbiose entwickelt. Die "Dütschen" nutzen die Vorteile der Schweiz, als das wären, ähm, ja, tanken halt, und ähm, na gut, ansonsten fällt mir gerade nicht so viel ein. Bei dem derzeitigen Eurokurs wäre das Kaffeetrinken in der Schweiz purer Luxus und für das gleiche Geld geht Ottonormaldeutscher lieber zu Aldi für 'ne Woche fett einkaufen. Die Nähe zu Zürich ist sicherlich auch attraktiv, denn Zürich ist eine tolle Stadt in jederlei Hinsicht - solange man nicht den Geldbeutel auspacken muss.
Auf der anderen Seite nutzen die Schweizer (und selbstverständlich auch die Deutschen, die in der Schweiz wohnen) gerne den günstigen Eurokurs und den Mehrwertsteuervorteil und kommen nach Deutschland zum Einkaufen und Essengehen.
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Wir haben doch auch schöne Stürmer : ) © bild.de |
So. Halt! Bevor jetzt hier einer anfängt und meckert, Achtung! Liebe Freunde des sparsamen Fuchses, das würden wir nämlich alle so halten, wenn wir könnten, und es ist der pure Neid, wenn wir mit spitzer Zunge darüber lamentieren, dass einem in Konstanz zeitweilig nur noch schwitzerdütsch in den Ohren dröhnt und man unentwegt im Stau steht, weil die Schweizer das kleine Städtchen zum Kollabieren bringen - was man im übrigen lieber der miserablen städtischen Verkehrsplanung zuschreiben sollte.
Aber solange es separate Kassen gibt, wo grüne Zettel abgestempelt und ausgefüllt werden können, gibt es da überhaupt gar nix zu mosern - ganz im Gegenteil: Konstanz und dem Einzelhandel geht es nicht umsonst so gut! Würden die Schweizer nicht kommen und ihr Geld bei uns ausgeben, könnten wir unser schönes Einkaufszentrum sicher bald dicht machen, genauso wie viele andere Geschäfte, Restaurants oder Kinos. Das wir das, bitte schön, mal nicht vergessen!
Einmal im Jahr gibt es das Seenachtsfest, eine gemeinschaftliche Produktion von Konstanz und dem direkt angrenzenden und bisher ein kleines bisschen plattenbaulastigen Kreuzlingen, das mit je einem Feuerwerk auf beiden Seiten endet, bei dem die lokalen Pyrotechniker beider Nationen jedes Jahr mit Feuereifer miteinander wetteifern, wer das schönere gebastelt hat. Und selbstredend gibt es noch zahlreiche andere gemeinsame Festivitäten, die beide Seiten, Deutsche wie Schweizer, gerne zusammen begehen.
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Frau Merkel in der Fankurve - also, so schlimm sind wir doch gar nicht : ) (c) Foto: Sascha Schuermann/dapd |
Und so leben wir alle ganz friedlich mit- und nebeneinander, und beide Seiten wissen die Vorteile des anderen ziemlich genau zu schätzen - wenn man es vielleicht manchmal auch nur ungern zugibt und ab und zu mal ein wenig spitzzüngig werden muss.
Allerdings, und jetzt wird's ernst: Die zarten Bande der Freundschaft werden schweizseitig schlagartig gekappt, wenn es um das Thema Fußball geht.
Es ist wirklich erstaunlich, was dann mit unseren lieben Freunden vom anderen Seeufer passiert. Sie mutieren dann nämlich zu miesen kleinen hämischen Sackgesichtern, die ihre ganze negative Energie bündeln und rüber nach Deutschland schicken, mit dem einzigen Ziel unserer Nationalelf die Pest an den Hals zu wünschen. Womit sich also auch schon die Frage beantwortet, warum wir gestern so schmachvoll aus dem Match geschmissen wurden.
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Bunga bunga: Und DAS zieht ihr tatsächlich dem Volke der Dichter und Denker vor? : ) © Foto: afp, Gabriel Bouys |
Doch woran mag das bloß liegen? Darüber grübel' ich schon die ganze Zeit nach. Mir lässt das einfach keine Ruhe.
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Berühmter Schweizer Schwinger: © Nöldi Forrer : ) |
Die anderen sagen, das läge daran, dass die Deutschen den neutralen Nachbarn in ihrer ignoranten, großkotzigen Tour nicht wahr nehmen würden. Wer kennt schon den Schweizer Bundeskanzler? Und was weiß der Durchschnittsdütsche tatsächlich über unsere geheimnisvollen Eidgenossen, außer, dass es in ihrem Land eine Menge hoher Berge gibt, Tunnels, Milch und Appenzeller Käse, teure Uhren und prominente deutsche Steuerflüchtlinge? So gut wie nix. Hören wir in den Nachrichten etwas über die Schweiz, dann garantiert im Zusammenhang mit Steuerhinterziehung oder Bankaffairen. Dagegen werden die Schweizer gemeinerweise wiederum überflutet mit Infos aus und über Deutschland. In der Weltpolitik, im Sport, EU, Fernsehen, Shows, Tatort und über die immer mehr werdenden Zugereisten...
Da kann man verständicherweise doch auch schon mal etwas giftig werden. Das gebe ich zu.
Aber ich sag' mal so: Solange sich diese Giftspritzerei auf den deutschen Fußball konzentriert - von mir aus. Die WM 2014 gewinnen wir trotzdem. Aber dann gehen wir auch ganz schnell wieder zur friedlich-freundschaftlichen Tagesordnung über, oder? : )Ähm, wenn uns jetzt am Montag die Einreise verweigert wird, weiß ich warum. Aber Fraule kann echt nix dafür... : )
nur Neid, weil die keinen Fussball spielen können!
AntwortenLöschenÄhm... Also wir waren für Deutschland.... Muss ich jetzt auswandern?
AntwortenLöschenjaaaaa, hurraaaa, es gibt sie doch! manu hat heut auch erzählt, sie war für deutschland! isch freu misch : )
LöschenDieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschender Quatsch muss ja nicht für die Ewigkeit im WWW stehen.
Löschen:o))
Grüessli, Trudy
Mensch Trudy, du hast ja nur Angst, dass sie dich rauswerfen... : )
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