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Trainieren statt Dominieren: Die Zähmung des Killerrüden! : )

Der wahre Killerrüdenblick! : )
So, ok, jetzt muss ich wohl mal die Hosen runterlassen...
In der Tat machte ich im letzten Jahr zunehmend meinem Namen alle Ehre und benahm mich wie ein waschechter knallharter Killerrüde: Wenn ich nämlich plötzlich eines auf den Tod nicht mehr ausstehen konnte, so waren das einzelne Menschen, die es wagten, mir entgegen zu kommen.
Schon von Weitem waren die mir ein Dorn im Auge. Und ich hab' sie nicht aus demselbigen gelassen, bis sie auf meiner Höhe waren. Wenn sie dann, scheinbar harmlos, an mir vorüber gehen wollten, rastete ich aus. Anfangs habe ich sie nur wütend und wirklich angsteinflößend angeknurrt.
Da mir das aber nicht als ausreichend erschien, bin ich später dann zu drastischeren Maßnahmen übergegangen und preschte zusätzlich volle Lotte in die Leine.
Doch auch dieses Verhalten erschien mir nicht adequat, so dass ich mich alsbald darauf spezialisierte, erst zu starren, dann vorzupreschen und dann abschließend, wenn sich die Gelegenheit ergab, einen kleinen Bogen zu laufen und dem Aggressor von hinten ins Hosenbein zu zwicken. Spätestens jetzt war dann allerdings Alarmstufe Rot im Hause Fraule!

Jaja, von einigen peinlichen Momenten kann ich schon berichten... Wenn Fraule zum Beispiel im Café saß, ich scheinbar harmlos unterm Tisch lag, aber schon längst den Störenfried im Auge hatte, und plötzlich mit Raketengeschwindigkeit darunter hervorgeschossen kam und fast den Tisch mit umriss, nur um denjenigen, der es wagte, sich mir auf 5 Meter zu nähern, in den Senkel zu stellen. Peinlich natürlich nur für Fraule, die dann mit Unschuldsmine so tat, als sei nichts gewesen und als sei es ihr persönlich total egal, dass alle Gäste sie vorwurfsvoll musterten (auch wenn sicherlich heimlich alle bewundernd dachten, "Was ein Granatenkillerrüde!").
Oder der junge Mann, der uns auf dem Bürgersteig entgegen kam und dem ich fast ein Loch in seine nagelneue Designerbuxe gerissen hätte und dem Fraule mit Unschuldsaugenaufschlag glaubhaft versicherte, "O jeee, das hat er ja noch nie gemacht...".
Zu Denken aber gab's mir persönlich, als sich meine Lieblingsmalena weigerte, mit mir zukünftig noch einmal Gassi zu gehen, nur, weil ich meinte, so 'nem Typ im Vorbeigehen seinen blöden Einkaufsbeutel zerreissen und der Typ dann meinte, danach meine süße Malenaschnecke zur Schnecke machen zu müssen. Nun ja, zu Recht... ich geb's zu.

Fraule erhob das Problem nun zur Chefsache und verbot jedem, mit mir einen Schritt vor die Tür zu setzen. Seitdem hat sie mich unter ihre Exklusiv-Fittiche genommen und unterzog mich einem absolut konsequenten (ABER KOMPLETT GEWALTFREIEN, ätsch!) und knallharten Training, in dem sie sich sicherlich weitaus öfter zum Narren machte mit ihrem Klicker, ihrer Leberwurst, ihren seltsamen Worten und Lauten, als ich mich.

Es ging schon damit los, dass Fraule bei jedem Gassigang die Gegend abscannte und sie, sobald am Horizont auch nur ein Hut auftauchte, auf höchste Alarmbereitschaft umschaltete. Jetzt galt es, sich eine Strategie zurechtzulegen. Fraules Strategie lautete, alles anzuwenden aus der Werkzeugkiste "positive Verstärkung", was zum Erfolg führte.

Durch die Methode Zeigen und Benennen zum Beispiel lernte ich, das Wort "Mensch" mit einem sich näher kommenden oder sich in der Nähe aufhaltenden Menschen zu verknüpfen. Wenn ich es schaffte, den anzuschauen, ohne mich ansonsten daneben zu benehmen, wurde das markiert und belohnt. Wenn ich heute "Wo ist der Mensch" höre, weiß ich, aha, irgendwer kommt mir näher, und ich kann mich seelisch darauf vorbereiten, erschrecke nicht oder bekomme so schnell Angst. Das gleiche funktioniert bei mir übrigens auch hervorragend bei "Wo ist der Hund" und "Wo ist der Zug"...

Der Killer im Kuscheltierpelz : )
Zusätzlich hat Fraule begonnen, mehr Platz für mich zu schaffen. Ich musste auf diejenige Seite von Fraule wechseln, die von dem störenden Subjekt am weitesten entfernt war, und wenn das noch zu eng war, dann vergrößerten wir den Abstand und gingen ein Stück auf der Straße oder auf der Wiese, statt uns zusammen auf dem Bürgersteig entlang zu quetschen.

Oftmals wählte Fraule auch den sogenannten "deeskalierenden Sitz". D. h. sie lockte mich mit einer zu mir gewandten offenen Handfläche, der ich sowieso überall hin folge, an die Seite der Straße und ließ mich dort, mit dem Rücken zum Störenfried abgewandt, Sitz machen, wo ich dann geduldig wartete und ein bisschen Fraule angaffte, bis der furchtbare Fiesling vorbei war. Dafür gab's natürlich auch einen Klick und eine Belohnung. Wendete ich mich um zu dem gemeinen Monster, aber nur, um ihn ruhig anzuschauen, wurde ich dafür natürlich auch mächtig belohnt. Ich lernte also, dass es lohnenswerter war, zu schauen als auszuflippen.

Eine andere Methode, die bei mir sehr oft ihren Einsatz fand, war die sogenannte "Intermediäre Brücke". D. h. durch ein regelmäßiges und schneller werdendes Wortsignal (wie bei uns zum Beispiel "Go, Go, Go"), wurde das, was ich gerade machen sollte und auch zeigte, verbal motivierend unterstützt und verlängert. Wenn der Rhythmus von "Go, Go, Go" dann zu einem Prestissimo anschwoll, wußte ich, "Aha, gleich kommt der Klick, also mach ich mal lieber haargenau das weiter, was ich gerade mache". Das kann zum Beispiel ein dichtes Bei-Fraule-Gehen sein, das kann ein Rückruf sein, ein Warten oder ein Schauen in eine bestimmte Richtung. Ganz egal, die IB kann bei allem Möglichen angewandt werden - und wirkt Wunder!

Wenn ich allerdings dann doch mal in die Leine stieg, weil ich's einfach nicht aushalten konnte, dann kam der Geschirrgriff zur Anwendung. Fraule rief "Stopp", griff ins Geschirr und hielt mich mit sanftem Nachdruck zurück. In dem Moment, indem ich meine Nachvornebewegung unterbrach, markierte sie das durch ein Klick, ohne das Geschirr loszulassen und belohnte mich anschließend gebührend. Erst dann wurde der Geschirrgriff wieder aufgelöst. Sollte ich mich allerdings schon zurückorientiert haben, bevor Fraule ins Geschirr griff: Wunderbar! Markieren, belohnen, fertig.
Die Belohnung muss übrigens nicht unbedingt ein Leckerli sein. Es kann alles mögliche zum Einsatz kommen, Hauptsache, ich empfinde das auch wirklich als angemessene Belohnung.

Die absolut idiotensicherste Variante war natürlich, mich mit einem Leckerli oder Spielzeug in der Hand am Feind vorbeizuführen. Das war allerdings eher nur in wirklich stressigen Situation das Mittel der Wahl.

Bestimmt gab's noch zig andere Tricks und Kniffe, mit denen sie mich manipulierte, die sind mir jetzt aber leider entfallen. Eines aber war garantiert nicht dabei: Gewalt, Druck, Ängstigung, Stress. Denn als sie mich am Anfang, schockiert über und selber gestresst von meinem pöbelhaften Verhalten, angeschrien hat oder vor Wut schnaubend an der Leine zerrte, da hat das sowas von absolut überhaupt keinen Eindruck auf mich gemacht, dass ich mich gerad' nochmal umgedreht und daneben benommen habe.
Fraule hat eingesehen: So geht das nicht. Wir machen es lieber richtig, mit Sinn und Verstand - und nachhaltig. Wut und negative Energien waren hier vollkommen fehl am Platze.

Klar, das, was Fraule da seit Monaten mit mir praktiziert, ist arbeitsintensiv: Sie muss hellwach sein, stets die Umgebung im Blick haben und auf der Hut sein, einfach, um schneller zu sein als ich. Sie muss Ideen an den Tag legen, sich zum Deppen machen, spontan und entschlossen sein und vor allem hundert Prozent konsequent bleiben. Ich glaube, seit wir so intensiv arbeiten, ist kein einziger Mensch an uns vorbei gegangen, ohne dass der mindestens angezeigt und benannt worden ist. An jedem Menschen, an dem ich heute locker vorbei marschiere, werde ich immer noch wie Harry gelobt und belohnt.
Wir üben täglich, auf jedem Gassigang. Mittlerweile suchen wir auch die Challenges und stellen uns den Situationen.
Fraule ist heute total entspannt, wenn sie mit mir unter Menschen geht. Es gab allerdings eine kurze Zeit, da hatte sie auch nicht allzu viel Bock andere Menschen beim Spaziergang anzutreffen, und manche Situation trieb ihr den Schweiß auf die Stirn. Aber es war ihr fester Wille, ihr Vorsatz den Stress aus mir, aus ihr und solchen Situationen herauszunehmen. Eine solche Macke möglicherweise zu einer echten Psychose ausarten zu lassen, kam für sie nicht in Frage. Und so blieb uns nichts anderes übrig als zu üben, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat...

Tja, und mittlerweile?
Mit Stolz kann ich jetzt durchaus behaupten, dass mir entgegen kommende Menschen total am Arsch vorbei gehen (jetzt sind's die, die von hinten kommen... Spaaaaaß!). Manchmal nehme ich sie noch merkbar zur Kenntnis, oft übersehe ich sie aber auch, weil mir anderes plötzlich viel spannender erscheint. In jedem Fall lasse ich mich aber sofort umorientieren und der Mensch ist schnell vergessen.
Neulich bestanden wir unsere Reifeprüfung: Von vorne ein Mensch, von der Seite eine Katze und von hinten ein anderer Hund. Der totale Reiz-Overflow, normal ein Grund zum Sich-in-der-Erde-verbuddeln. Zumindest für Fraule. Die hatte noch vor mir geblickt, was sich da zusammenbraute und klickerte erst mal drauf los, auf Teufel komm raus. So driftete ich erst gar nicht ins Hinterhirn ab, dorthin, wo nur noch die Reflexe zu Hause sind... Ich blieb komplett ruhig und konnte mich sogar hinsetzen und abwarten, bis sich die Reize des Teufels in alle Himmelsrichtungen verflüchtigt hatten. Mann, war die stolz auf mich! Und ich war irgendwie ganz beschwingt, weil die sich so mörder gefreut hat : )

Jetzt bin ich wohl in der Phase, wo sich Abläufe immer mehr automatisieren. Ich war auch schon wieder mit Herrle joggen, und zwar ohne Zwischenfälle, und bald darf ich sicher auch mal wieder mit meiner Malenamaus Gassi gehen.
Später werde ich sicher nicht mehr andauernd belohnt werden, nur weil ich brav an jemandem vorbeilatsche, ohne dem die Buxe runterzuziehen, das weiß ich wohl. Aber ab und an krieg' ich sicher noch das ein oder andere Leckerli, damit das Gelernte auch im Kopf bleibt und sich weiter verfestigt, da bin ich mir sicher. Sonst such' ich mir einfach ein neues Hobby! Grumpf!

So. Und bevor jetzt wieder die üblichen Betonköppe ihr Gift verspritzen, sag ich euch: Mir doch wurscht! Macht, was ihr wollt. Aber der Erfolg gibt UNS Recht! Das Resultat ist ein fröhlicher, angstfreier Killerrüde, der mit seinem Fraule einen Mordsspaß beim Gassigehen hat. Und der nicht in geduckter Haltung und ängstlicher Erwartung ob der nächsten Bestrafung, dem nächsten Anschiss, dem nächsten Leinenruck oder weit Schlimmeren unterdrückt und überfordert durch die Gegend schleicht.
Wir machen weiter. Trainieren statt Dominieren! : )

Kommentare

  1. lieber Willi, danke für diese ausführlichen Infos. Genau das werde ich jetzt mit meiner Janna anfangen, damit sie sich nicht jedesmal verrückt macht, wenn sich ein anderer Hund nähert.

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    1. hey alex, das finde ich echt voll super! ich wünsche viel erfolg! und nicht aufgeben, es wird klappen. im übrigen können natürlich hundeschulen, die diese form der erziehung vertreten, gut unterstützen und vielleicht auch sich einschleichende fehler korrigieren... : )

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  2. ja wir sagen auch heißen dank für die wirklich ausführlichen und nachvollziehbaren infos (frauli schreibt das, nicht ich) und ich freue mich (so ein quatsch) auch nun so eine ausbildung genießen zu dürfen. weil fremde wadeln und katzen erst - die treiben meinem frauli auch den schweiß auf die stirn (wahrscheinlich ist's der wechsel, okay ich gehe ab...)

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  3. Prima, Killer und ein dickes Lob an Dein Fraule von meinem Frauchen. Sie sagt: du sollst Dir das alles gut merken, Du oller Pilzkopp :-)))) PS: Bin auch gerade in dieser Phase ... ;-) und Du meinst wirklich, dass Jogger nicht schmecken ...

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  4. Hi Willi,
    toll wie du das beschreibst, Frauchen trainiert das auch mit mir und sie sagt, sie wäre richtig stolz auf mich. Bei mir waren es hauptsächliche Hunde.
    Seit einiger Zeit weiß ich, dass ich sie weder verbellen noch anschreien muss. Ach ist das Leben geruhsam geworden. Damit es Fraule aber nicht zu gut geht, vergess ich das noch Ab und Zu - okay, hauptsächlich dann, wenn der Andere nicht kommunizieren darf - warum meinen manche Zweibeiner sie müssten ihren Hund fast mit Halsband und Leine erwürgen nur weil ich entgegenkomme?. Bei Katzen allerdings wird das Training noch lange dauern, ich find sie klasse wenn sie vor mir abhauen. Aber es gibt so gemeine Exemplare die weigern sich da mitzuspielen und bleiben einfach stehen, vor kurzem hat mich so eine sogar geschlagen als ich sie angeschrieen habe und Frauchen meinte dann nur "selber schuld".
    Viele Grüße
    Neele

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    1. hey neele, katzen haben's verdient! viel erfolg weiterhin! : )

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  5. Hey Willi,
    ich finde es super, dass dein Frauchen sich so viel Mühe gibt! Du hast Glück, sie zu haben :-)
    Viel Spaß beim weiteren Training!
    Viele Grüße,
    Lena und ihr ebenfalls auf Killerrüdenwegen wandelnder Akashi ;-)

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  6. Hallo Willi, hallo Fraule,

    ich bin stolz auf Euch!!! Ganz dolle STOLZ :-)

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  7. Hallo Willi,

    ich habe deinen Beitrag mit viel Interesse gelesen und muss ein Lob an dein Frauchen weiter geben, sie macht das wirklich, wirklich toll!!!
    Und du natürlich auch, fein, dass du dich so gut darauf einlässt! :)
    Aber macht ja auch viel mehr Spaß als angemeckert zu werden oder gar böse behandelt, obwohl man ja eigentlich nur Angst hat oder eben Unmut....
    Ich habe auch so einen "Killerrüden" Zuhause, er hat eigentlich das gleiche Problem, fremde Menschen, die sich uns zu sehr nähern, auf uns zukommen, uns ansprechen oder plötzlich auftauchen.... andere Hunde (die er eben gruselig findet) und auch alle anderen Dinge, die ihm Angst machen.
    Da wird gebellt, geknurrt, in die Leine gesprungen und ein riiiiiesen Aufstand gemacht und ja, leider wurde auch schon ein- zweimal gezwickt.... :( unschön.
    Wir haben vor knapp einem Jahr ebenfalls mit der positiven Bestärkung angefangen, wir clickern alle Unanehmlichkeiten und machen stattdessen oder währenddessen tolle Sachen.
    So ähnlich wie ihr eben! ;)
    Und es bringt in der kurzen Zeit schon mehr Erfolge als jegliches "Aus" oder "Nein" gerufe, meckern oder sonst etwas!
    Umorientieren klappt auch schon super!

    Willi, du und deine Chefin, ihr seit auch super!
    Schön, dass ich auf deine Seite gestoßen bin!

    Rahel und ihre Chaosnasen aus Leipzig :)

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  8. Hallo!

    Bsher hab ich diesen Blog ab und an mal gelesen wenn er von Markertraining verlinkt wurde. Ich dachte immer "ach ja, niedlicher Wuschelhund, nette Geschichtchen, leider ist unser Leben davon meilenweit entfernt, dank reaktivem Borderhibbelhund."
    Jetzt hab ich endlich mal ein bisschen gestöbert. Genau zur richtigen Zeit. Mein Hund hat vor einigen Tagen das Pöbeln für sich entdeckt (fremde Menschen, Hunde an der Leine) und mein Vorgehen war genau wie deines. Erstmal entsetztes "kann doch nicht sein" Geschreie und Hund zurück reißen.
    Zuhause hab ich mich dann aber zum Glück beruhigt und mich auf unseren eigentlichen Weg besinnt. Zeigen und Benennen klappt bei uns zum Beispiel super.
    In ganz brenzligen Situationen (zu eng, zu schnell, zu viele Hunde) gibts auch ganz selten einfach mal nen Schnuller (sprich Ball)
    Nachzulesen übrigens hier: http://bunterbue.wordpress.com/

    Vielen Dank für diesen Blogeintrag!

    Liebe Grüße,
    Feline

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  9. Hallo Willi,

    ich bin Balou und auch so ein Killerrüde. Mein Frauchen ist noch nicht so fit wie Deines, aber sie übt fleissig :-) Das Timing wird immer besser, und damit wird es für mich auch immer öfter unnötig, meinen schwarzen Astralkörper in die Leine zu werfen und so richtig loszumeckern.
    Mein Glück, dass sie auch zu meinen "besten Zeiten" (in denen sie manchmal richtig verzweifelt war wegen mir) den "Dominaztheoretikern" nicht glauben wollte und sich dann eine von den "Richtigen" als Unterstützung gesucht hat. Das ist so eine, der man vertrauen kann. Die versucht sich auch nicht als Hund aufzuspielen - da hab ich echt Glück gehabt. Du weißt schon, was ich meine ;-).

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    1. da hast du wirklich glück gehabt! ein würstlwasser auf das bauchgefühl deines fraules! : )

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    2. So, mein Frausche (so heißen Fraules bei uns) und ich haben uns jetzt fit gemacht, damit wir hier auch unanonymer auftreten können :-).
      Naja, ich habe ihr schon deutliche Signale geschickt, dass sie einfach verstehen musste, dass ich nicht die Weltherrschaft anstrebe, sondern eher ein ziemlich großer Angsthase bin. Da konnten die vielen angeblichen Schlaumeier noch so oft von Dominanzgedöns reden, ich war einfach noch schlauer *kicher*.
      Am Anfang hat sie es ja auch mit so blödem Zeug wie Leinenrucken (wer soll das schon verstehen) versucht, aber selber gemerkt, dass es nichts bringt. Deshalb war ich auch nie in einer Hundeschule (sie meinte, sie hätte es dort gelernt) Und diese Flüsterer fand sie schon bei den Pferden doof (diese grossen Viecher, die Gras fressen und Frausches auf dem Rücken durch die Gegend tragen *kopfschüttel*). Aber mit unserer Trainerin Elke macht das alles richtig Spass. Bin ich froh, dass wir gewartet haben, bis der richtige Tipp kam! Die nennt mich immer Rakete - weil ich so toll bin. Da bin ich immer ganz stolz, obwohl ich auch ihr am Anfang ein paar Rätsel aufgegeben habe. Konsequent gewaltfrei haben sie mir gezeigt, wie das alles einfacher für mich gehen kann. Frausche und Elke waren nur total froh, dass ich so verfressen bin. Muhahahaha - so kommen wir alle auf unsere Kosten.
      Prost, Willi - ich geb auch ne Runde Würstelwasser aus. Frausche macht sich wieder die Wattebauschtasche um den Bauch, das bedeutet es geht raus! Draußen im Hof toben nämlich wieder die Kinder aus dem EG, da brauchen wir die :-)) Da ist auch mein Lieblingsball drin, den krieg ich immer wenns ganz hart kommt.

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  10. So, Willi - jetzt muss ich selbst mal was los werden. Ich finde es toll, was Du hier machst. Und es lässt mir keine Ruhe, deshalb schreibe ich auch noch so spät, obwohl morgen der Wecker wieder früh klingelt.
    Meinen Balou, ein schwarzer Labrador mit tiefer Stimme, der sich oft an der Leine aufgeführt hat wie ein Verrückter, hätten die meisten als dominanten Rüden eingestuft und ihn dementsprechend behandelt. Er ist eigentlich ein fröhlicher Hasenfuß, der als Junghund ein paar unschöne Erfahrungen gemacht hat, die er sich leider ganz stark zu Herzen genommen hat. Er ist z.B. als Junghund vor Joggern weg gerannt, auch fremde Hunde (schlecht sozialisierte), die direkt auf uns zugestürmt sind um "Hallo" zu sagen (davon hatten wir leider einige), haben ihm Angst gemacht und er wollte nur noch weg. Also halten wir fest: Angsthase hoch 3! Irgendwann hat er sich angewöhnt, lieber nach vorne zu gehen und alles Verdächtige sozusagen laut anzubrüllen, dass es weg bleiben soll. Immer noch Angsthase, aber halt perfekt getarnt für viele Außenstehende.
    So einem Hund kann man mit aversiven Methoden nicht helfen. Denn da hat man keinen Fehlversuch frei, den man dann nochmal korrigieren könnte. Das Risiko ist viel zu hoch, dass sie dann das letzte Quäntchen Vertrauen verlieren.
    Deshalb hoffe ich wirklich, dass sich der eine oder andere doch mal von Willi zum Nachdenken anregen lässt. Denn für die Balous dieser Welt gibt es nur diese eine Methode - konsequent gewaltfrei mit positiver Verstärkung. Und jeder andere hat sie ebenso verdient.

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    1. das hast du schön gesagt und vollkommen recht. nur leider haben viele diese einsicht nicht. es ist einfacher, einen hund als dominant zu bezeichnen. da muss man weniger denken. aber viele wissen's auch einfach nicht besser... : )

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  11. Hallo lieber Killerrüde!
    Nun ist dein Bericht ja schon einige Zeit her, wie läufts denn nun bei dir? Wie empfindest du brüllende Kinder, Kinder auf Rollern, Jogger, Fahrradfahrer, Männer/Frauen mit Hut etc? Muss dein Fraule immer noch alles genau abscannen nach potentiellen Markeropfern? Dürfen dich Fremde ansprechen?


    Ich kann hier von meiner Zeckenschleuder berichten, dass wir gleiches Problem hatten. Herr Hund kam in die Pubertät und fand (davor auch schon) Menschen furchteinflössend - und wollte diese auch lautstark vertreiben. Im Dezember letzten Jahres ist das ganze dann eskaliert in dem er keinen Abstand mehr gehalten hat und unseren Trainer (Junghundekurs) attackiert hatte >> er hat sich auf die Hinterpfoten gestellt und hat den Trainer versucht wegzuschubbsen, und nachdem das nicht funktioniert hat hat er mit der Schnauze den Schuh berührt. Nachdem er dieses Verhalten (verbellen und knurren) schon länger gezeigt hat und wir dachten dass es sich um eine Phase handelt, haben wir regelmäßig bei unserem Trainer nachgefragt ob er dieses Verhalten definitiv aus Angst und Unsicherheit zeigt >> dies wurde jedesmal bestätigt - nachdem wir noch keine körpersprachlichen Profis sind/waren, war das für uns nicht immer ganz klar.
    Es musste sich aber nun schleunigst was ändern.
    Ich wäre nicht im Ansatz auf die Idee gekommen, den Hund mit Druck und Gewalt "geradezubiegen", nicht nur in dem Hinblick dass es sich um Angstaggression handelte.
    Mit unserem Trainer von dem er die meiste Angst hatte, haben wir begonnen Einzelstunden zu nehmen und Clickern fröhlich sämtliche Menschen, bzw alles was nicht mit bellen und knurren zu tun hat. In der 11 Stunde (je Woche eine Stunde) konnten wir sogar mit dem Trainer eine Runde spazieren gehen - in der 12. Stunde lief er (gesichert durch einen Beißkorb - sollte er doch auf blöde Ideen kommen) auf dem Agilityplatz rum und stand am Ende zwischen uns und hat kein einziges Wuff losgelassen. Im Alltag bellt und knurrt er beim spazieren gehen niemanden mehr an, wir clickern aber noch so gut wie jeden Menschen. Er zeigt Interesse, kein Meideverhalten und manchmal beobachtet er, was sie tun - hier versuche ich dann zu clickern wenn er mich anschließend ansieht - sollte er sich davor schon relativ anspannen, dann gehts in der "Übung" wieder ein Schritt zurück und ich clickere fürs ruhig bleiben. Nur in Stresssituationen fällt er in sein altes Verhaltensmuster aber lässt sich relativ schnell wieder rausholen. Stresssituationen sind bspw. nach dem Auto aussteigen die "Umorientierung" an die "neue Umgebung" - oder wenn ich von der Arbeit heimkomme und er freut sich wie ein verrückter, wir gehen dann raus und da ist dann plötzlich jemand.
    Wir haben innerhalb von 3 Monaten so viel erreicht - es ist unbeschreiblich ;)
    Was ihm jedoch noch schwerfällt ist, wenn er angesprochen wird bzw. wenn er merkt dass er von der Person mehr Aufmerksamkeit als ein "ah da ist ein Hund" bekommt. Dann flippt er noch aus, aber das ist ein zukünftiger Trainingsschritt den wir mit Sicherheit auch bewältigen.
    lg aus Österreich
    Sabine

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    1. ich sag nur: SUUUPER! echt, ihr macht das toll!
      bei mir läufts ähnlich. ab und an rückschläge, ansonsten immer weiter im takt und das läuft gut. in streesssituationen fall ich auch eher mal zurück, aber wir haben's gut im griff.
      hauptsache immer am ball bleiben.
      toll gemacht, ihr zwei!
      grüsse von killer zu killer! : )

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  12. Hallo Willi,
    dein Bericht macht mir Hoffnung. Mein Rüde 19 Monate war immer ein super ausgeglichener fröhlicher Kerl. Allem gegenüber offen, hat sich mit jedem Hund verstanden. Fand Kinder und Passanten toll... Und wir konnten mit ihm überall hin. Er war der Verträglichste von allen.

    Seit 9 Monaten haben wir ne Hündin dabei und mein "Großer" ist mit der Erziehung (deren Aufgabe er offenbar übernommen hat) komplett überfordert. Die Hündin ist sehr scheu und ängstlich. Daher fühlt er sich berufen, alles und vor allem sie zu verteidigen.

    Seit ca. vier Monaten ist er ein richtiger "Killerrüde" geworden. Nachbarn wechseln schon die Straßenseite. Blicke werten ausgetauscht, weil der schlimme Killer und Kläffer schon wieder kommt und Krach schlägt.

    Er bellt bis einem die Ohren weh tun, so lange, bis ein schriller Dauerton rauskommt. Armer kleiner Kerl!!!
    Er hängt sich in die Leine, wenn er einige Hunde sieht, die er wohl als komplette Bedrohung sieht.
    Sobald die Hündin nur ein Mini-Wuff äußert, ist er auf den Plan gerufen und blafft alles zusammen. Dabei ist er ein echter Angsthase.
    Mittlerweile hatte ich kaum mehr Lust mit den beiden rauszugehen. Ich war immer angespannt und schon schweißnass, wenn uns jemand entgegenkam.

    Seit ca. vier Wochen habe ich eine Hundetrainerin, die nach TsD trainiert. Wir haben allerdings erst drei Einzelstunden hinter uns, aber wir üben fleißig.
    Den Geschirrgriff kenn ich leider noch nicht. Denn, auch wenn ich immer ein wachsames Auge auf alles habe, auch mal ins tiefste Grün gehe, um einem "ganz schlimmen Artgenossen" auf dem Weg zu gehen, kommen Situationen, wo man sich an einer nicht einsehbaren Ecke voll in die Arme läuft. Dann ist er nicht mehr zu halten und wird komplett unansprechbar. Das sind die Momente, wo ich mich dann in die Ecke setzen und resignieren könnte. Was mach ich bloß in einer solchen Situation??????

    Ich muss geduldiger werden und dein Bericht und die vielen Antworten machen mir Mut.
    Auf Dauer möchte ich wieder mit ihm mit ganz viel Spaß spazieren gehen, wie es früher immer der Fall war.
    Ich werde meine Trainerin nach dem Geschirrgriff fragen und hoffe, bald positivere Sachen berichten zu können.
    Also an Willi und alle Anderen hier meinen ganz herzlichen Dank. Ich bin nicht alleine! Und es gibt Menschen, die Verständnis haben. Und nicht angewidert weg gucken....

    Michaela und "Killerrüde" Hank (meine große Liebe)

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  13. Meine Hündin hat eine Zeitlang Hunde angegriffen. Erst super freundlich, am wedeln und schnuppern, plötzlich wurde geknurrt und geschnappt.
    Nicht ernsthaft da es zu beißereien kam, aber eben ganz schön frech.
    Nach verschiedenen methoden hat sich bei uns folgende bewährt:
    Wenn sie zu einem anderen Hund ging, und nichts passierte, wuden gleich Leckerlies geschmissen und gelobt Doch sobald sie anfing wieder den Terrier raus zu hängen, war ich weg. Wenn das Rad dabei war, wurde in die Pedalen getreten, beim Ausritt wurde das Pferd sofort in den Gallopp gebracht.
    Madam wude dann unsicher und sah zu das sie hinter her kam. Dann gab es natürlich wieder ein Leckerlie. Dadurch sind Hundebegegnungen kein Problem mehr, nur wird sie seit dem die einmal angegriffen wurde (Das war aber nicht ihre Schuld (war an der Leine) sondern die des anderen Hundebesitzers) schnell unsicher wenn forsche Hunde auf sie zustürmen. dann beschütze ich sie, scheue die anderen Hunde weg, das sie weiß sie kann sich auf mich verlassen.
    Mittlerweile bis auf die ein oder andere Unsicherheit bei heranstürmenden Hunden läuft es super mit anderen Hunden, mit dem ein oder anderen wird auch gerne mal eine Runde gespielt )

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