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Wie erkennt man einen guten Hundetrainer? : )

knallharte Killerrüdentipps:
Wie erkennt man einen guten Hundetrainer : )
Jeder Trottel darf sich Hundetrainer nennen. Hundeschulen sprießen aus dem Boden wie Pilze im Regen. Und alle behaupten von sich, ihre Erziehungsmethoden seien selbstredend voll modern, viele sagen, sie erzögen natürlich total mit positiver Verstärkung und so.
Und in dem Wust an verlockenden Angeboten soll sich nun Ottonormalhundehalter zurecht finden und glaubt vermutlich erstmal, was ihm so aufgetischt wird, vor allem, wenn er eigentlich überhaupt gar keinen Blassen hat, was nun eigentlich "modern" im Zusammenhang mit Hundeerziehung bedeutet oder gar nicht so genau weiß, was eigentlich positive Verstärkung beinhaltet. Ab und zu Leckerlis und so... Oder. Irgendwie...

Doch wie erkennt man als Laie nun aber, ob die Hundeschule auch tatsächlich so gut ist, wie sie von sich behauptet, und ob auch tatsächlich das Anwendung findet, was der Trainer verspricht? Schöne Worte sind schöne Worte. Folgen den schönen Worten auch schöne Taten?

Und damit kommen wir prompt auch schon zu
  • Regel Nr. 1: Egal, welcher Philosophie die Hundeschule anhängen mag, seid auf alle Fälle kritisch! Glaubt nicht alles, was der Trainer sagt. Denn es ist völlig wurscht, was er sagt. Er wird euch nämlich sagen, dass er der Allertollste ist. Dass er es voll drauf hat. Dass er total zeitgemäß erzieht, dass seine Methode die ultimative und er voll der Hundeversteher ist. Er wird überzeugende und Gewissen beruhigende Worte fallen lassen wie Kommunikation, Verständnis und Vertrauen, und ihr werdet denken, wow, ein totaler Hecht, ein echter Hundeprofi, -versteher, wenn nicht sogar -flüsterer - Hier bin ich richtig! Undsoweiterundsofort.
Ok, ich sage, Achtung, aufgepasst! Reden kann es schon mal gut, das Trainerlein, aber was kann es noch? Jetzt gibt's für euch nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Nämlich über
  • Regel Nr. 2: Beobachtet die Trainingsmassnahmen genau, bevor ihr euch möglicherweise vertrauensvoll in die Hände eines Scharlatans begebt! Was MACHT er? Passt das, was er sagt zusammen mit dem, was er tut? Wie arbeitet er wirklich?
Und da genau dies zu beobachten als Laie gar nicht mal so einfach ist, gibt es eine kleine nette Beobachtungshilfe, die es einem viel leichter machen kann, am Ende zu beurteilen, wie "modern" - was auch immer das heißen mag - die Erziehung tatsächlich ist.
  • Regel Nr. 3: Führe eine simple Strichliste über die angewandten Erziehungsmassnahmen des Trainers! Wie oft belohnt er? Wie oft bestraft er? Wie oft bedrängt oder ängstigt er den Hund, wie oft schüchtert er ein? Wie oft zwingt er den Hund zu einem bestimmten Verhalten? Wie oft unterdrückt er den Hund?  
Denn eines ist mal klar: Lernen bedeutet positive oder negative Konsequenzen als Folge eines bestimmten Verhaltens zu erfahren. Und je nach dem, ob die Konsequenz angenehm oder unangenehm ist, wird das entsprechende Verhalten öfter oder seltener bis gar nicht mehr gezeigt.
Demzugrunde liegt (neben anderen Einflussfaktoren) immer das, was B. F. Skinner operante Konditionierung nannte - beim Menschen ebenso wie beim Hund, bei jedem Säugetier. Das ist so, ob man will oder nicht.
Wenn also zum Beispiel ein Trainer von sich behauptet, er konditioniere nicht, er kommuniziere nur - dann ist das schon mal seine erste fette Lüge - vermutlich gebettet auf bequemer Unwissenheit (und ein Trainer sollte ganz sicher nicht unwissend sein, oder). Erziehung ist Konditionierung! Zur Erinnerung, denn vermutlich hattet ihr das alle ja schon im Biounterricht, nur habt ihr da mal wieder nicht aufgepasst: Die operante Konditionierung besteht im Wesentlichen aus vier Pfeilern:
  1. positive Verstärkung (befriedigende Belohnung) - Ein Verhalten wird durch Zugabe von netten Dingen belohnt. Der Hund verknüpft die Belohnung mit dem Verhalten. Er wird das Verhalten zukünftig häufiger zeigen - in der Hoffnung, wieder belohnt zu werden. Beispiel: Hund kommt auf Rufen zurückgelaufen und wird dafür belohnt mit etwas, das ihn voll anmacht: Würstchen!, Leckerlis, Streicheln, Spielen, Toben, Zerren, Handtargets, Schnüffeln, Buddeln, Schuhe schnüffeln oder weiß der Geier was sonst noch.
  2. negative Verstärkung (erleichternde Belohnung) - Ein Verhalten führt dazu, dass eine unangenehme, sprich aversive, Konsequenz ausbleibt. Das Verhalten wurde verstärkt und die Wahrscheinlickeit steigt, dass es erneut gezeigt wird. Das setzt allerdings voraus, dass im Vorfeld eine unangenehme Konsequenz zugefügt wurde. Beispiel: Hund umgeht Gullideckel, da er gelernt hat, dass er sonst drin stecken bleiben könnte. Hund vermeidet Elektrozäune, da er schlechte Erfahrung damit gemacht hat. 
  3. positive Bestrafung (ängstigende Strafe) - Ein Verhalten hat eine unangenehme, aversive Konsequenz. Es wird Schmerz, Angst, Bedrohung, Zwang, Stress, ein Trauma, etc. zugefügt. Das Verhalten wird (zeitweise) weniger oder (beim Trauma wahrscheinlich) nicht mehr gezeigt. Beispiel: Hund kommt erst nach mehrmaligem Rufen zurückgelaufen, und bekommt dafür ordentlich verbale oder sogar handgreifliche Kloppe (mit der Konsequenz, dass er zukünftig noch seltener zurückkommen wird aus Angst vor weiteren unangenehmen Konsequenzen). Hund kläfft Fahrradfahrer an und wird dafür mit der Wasserpistole erschreckt. Hund knurrt Besucher an und wird dafür mit einer Klapperdose eingeschüchtert, sensible Hunde möglicherweise sogar traumatisiert. Hund springt am Küchenschrank hoch und hört ein scharfes "Willi!". Sollte ich, ähm, Hund am nächsten Tag das Verhalten wieder zeigen, redet man übrigens von einer vorübergehenden Hemmung, nicht aber von einem nachhaltigen Lernprozess.  
  4. negative Bestrafung (frustrierende Strafe) - Ein unerwünschtes Verhalten führt dazu, dass eine angenehme Konsequenz ausbleibt, das unerwünschte Verhalten wird seltener oder gar nicht mehr gezeigt. Beispiel: Hund kommt erst nach mehrmaligem Rufen zurückgelaufen, bekommt dafür ein "Schade" und kein Leckerli. Hund springt mit seinem angematschten Knochen aufs Sofa, der Knochen wird ihm weggenommen. Hund beißt im Spiel zu fest in die Hand, das Spiel wird abgebrochen.
Was bei diesem ganzen theoretischen Quatsch noch sehr interessant ist und auf gar keinen Fall vergessen werden darf, ist die Tatsache, "dass Bestrafung NIEMALS zu einer Verstärkung eines erwünschten Verhaltens führt, sondern lediglich zu einer kurzfristigen Abschwächung oder Unterdrückung eines unerwünschten Verhaltens" (s. Heineken, Edgar & Habermann, Thomas (1994). Lernpsychologie für den beruflichen Alltag. Heidelberg: Sauer-Verlag, S. 48). Auf gut deutsch: Du kannst dein Kind, deinen Mann oder deinen Hund, zwar schlagen und bestrafen, wenn er was Verbotenes gemacht hat, und der Übeltäter wird womöglich sein Verhalten auch sofort aufgeben. Aber nur, um sich beim nächsten Mal geschickter anzustellen, um einfach nicht mehr von dir erwischt zu werden.
Würdest du statt Druffzukloppen und zu Bestrafen deinem Kind, Mann oder Hund lieber mal ein alternatives, erwünschtes Verhalten aufzeigen, so würde dies womöglich sogar gerne aufgegriffen und zukünftig statt des unerwünschten Verhaltens gezeigt werden, da das gewünschte Verhalten ja eine positive Konsequenz erwarten ließe.

Wir merken uns also: Je öfter ein Hundetrainer mit positiver Verstärkung arbeitet, desto nachhaltiger wird der Hund lernen, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen. Viele Striche unter "positiver Verstärkung" können also nicht schaden, wenige bis keine Striche unter "positiver Bestrafung" wäre ein weiteres Plus und spräche für den Trainer!
Nichtsdestotrotz wird sich niemand davon frei sprechen können, auch die anderen Pfeiler der operanten Konditionierung anzuwenden. Wer also behauptet, ausschließlich positiv zu verstärken, lügt schon wieder.
Manchmal hat man nämlich gar keine andere Wahl, der Alltag ist voller solcher Situationen.
Prescht der Hund beispielsweise in die Leine, weil er auf der anderen Straßenseite eine Katze sieht, und wird reflexartig durch Leinenruck davon abgehalten auf die Straße zu springen, so ist dies eindeutigerweise ein Fall von positiver Bestrafung. Geht ihr einen Schritt näher auf den Hund zu, stellt euch bedrohlich dicht vor ihm auf, starrt ihn an oder beugt euch über ihn, um ihn dazu zu bringen, nun doch endlich Sitz zu machen, dann ist dies positive Bestrafung. Drückt ihr dem Hund auf den Hintern, damit er Sitz macht, so ist dies positive Bestrafung.
Es ist unvermeidbar, dass Lebewesen auch über andere Methoden als die positive Verstärkung lernen. Und es ist oft auch sinnvoll und nützlich. Zum Beispiel, wenn das Kind dummerweise auf die heiße Herdplatte fasst und nun die Herdplatte mit Schmerz verknüpft, dann wird es ziemlich sicher nicht nochmal absichtlich auf die Herdplatte patschen. Das gleiche gilt für den Hund, der aus Versehen in den Elektrozaun rennt. Natürlich wäre es schöner gewesen, dass beide die Chance gehabt hätten, auf positive Art zu lernen, dass manches Verhalten negative Konsequenzen haben kann. Denn die weitere unschöne Konsequenz mag sein, dass forthin das Kind eine panische Angst vor Herdplatten entwickeln mag und der Hund vor Zäunen. Aber Shit happens nunmal im Alltag und gelernt wird immer. So oder so.

Für euch und eure Einschätzung der wie Pilze aus dem Boden schießenden Hundeschulen und kompetenten Hundetrainern bedeutet dies also:
Zieht euch die vier Grundregeln zur operanten Konditionierung rein (das Internet ist voll davon) und beobachtet und führt Striche auf Grundlage dieser vier Pfeiler. Schaut genau hin! Vieles ist augenfällig, doch Vieles auch höchst subtil und geht voll in die Richtung Psychostress. In "modernen" Hundeschulen wird heutzutage nicht mehr offensichtlich geschlagen oder stromgeschockt, Schnauzgriff und Unterwerfung sollten Geschichte sein (außer bei inkompetenten Schwachmaten wie kleinen profilneurotischen Machomexikanern, die sich selber Hundeflüsterer schimpfen, dabei aber nichts anderes sind als brutale Tierquäler, die es schaffen, durch geschickte Propaganda und Selbstvermarktung die Massen und sensationsgeilen Medien in die Irre zu leiten!), aber erschreckend Vieles geschieht auf der Basis von Zwang, Angst und Einschüchterung mit dem Ergebnis des schnellen, aber kurzfristigen Erfolges und der spannenden Aussicht auf ungeahnte und unangenehme Spätfolgen. 

Wenn ihr nicht sicher seid, ob eine Massnahme nun gut oder schlecht für euren Hund sein mag, dann hört doch zur Abwechslung mal auf ihn: Fühlt er sich wohl? Macht er das, was er tut, freiwillig? Wird er gezwungen? Unter Druck gesetzt? Hat er sogar Angst? Zeigt er Meideverhalten? Oder ist er hoch motiviert und mit Spaß bei der Sache?

Und wenn das alles auch nicht reicht, dann, so mein ganz persönlicher Tipp, würde ich eine goldene Regel über alle anderen stellen:
Hört nicht auf den Trainer! Hört auf euer Bauchgefühl. Was sagt euch euer Verstand? Wolltet ihr so behandelt werden wie der Hund in der Hundeschule? Wenn ihr das ohne zu Zögern mit "Ja" beantworten könnt, dann seid ihr garantiert und hoffentlich richtig! Ich meine, manche Menschen haben ja auch ziemlich seltsame Bauchgefühle...

Ach ja, grumpf. Ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken. Diese, wie ich finde, äußerst effiziente Methode zur Einschätzung der Qualität einer Hundeschule oder eines Trainers, die hab' ich mir natürlich nicht selber ausgedacht. Die kommt - ich muss es gestehen - von unserem allseits bekannten und höchst beliebten Fischkopp Supergerdi (Gerd Schreiber, ihr erinnert euch), der vor ein paar Wochen hier unten mal wieder zu einem Workshop geladen hatte und uns mit dem Vortrag "Die Geschichte der Hundeerziehung. Von der Antike bis zur Neuzeit" beglückt hat. Ein lohnenswerter Beitrag, der viel zum Verständnis beigetragen hat, woher die einzelnen Lehren kommen, wer die Geschichte maßgeblich beeinflusst hat, warum heute über Hundeerziehung so viel gestritten wird und die Meinungen so deutlich auseinander gehen.

In diesem Sinne: Macht Strichlisten! Lasst euch nicht einlullern! Egal was der Trainer sagt, egal, was irgendwelche Medien behaupten, egal, was das Fernsehen euch - mit dramatischer Musik untermalt - suggerieren möchte. Macht die Augen auf und seht genau hin! Tut's für uns. Wir werden es euch danken! Grumpf : )

Kommentare

  1. boh........solch schlaue Gedanken habe ich dir mit deinem noch so jungen Jahren gar nicht zu getraut mein kleiner blauer Freund ;-)
    Respekt !!
    Aus dir kann echt noch was werden :-)
    Stubs, Knuff Indi

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  2. Da denkt man, man hat einen echten Killer vor sich und was macht er??? Er propagiert Weicheier-Erziehung, obwohl er selber nicht ein einziges hat! :))
    Aber Scherz beiseite, lieber Willi. Du hast natürlich völlig recht und es ist sehr hilfreich, wie du das ABC der Konditionierung, positiver oder negativer Art, hier zusammengefasst hast!
    Danke!
    LG, Enya

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  3. Schlicht und einfach: Danke für den Artikel Willi!

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  4. Wuff,
    einen guten Hundetrainer erkannt man schon daran, dass er keine eigene Fernsehsendung hat.
    LG Silas

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  5. Erschreckend und naiv...Hundeexperten in Deutschland beängstigen sich zu recht wo die Entwicklung noch hingeht..sorry...ihr solltet eine Sekte gründen aber nicht davon reden dass ihr Ahnung habt.

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    1. Ich persönlich hab' nur Angst vor Anonymität. So. Also LASS DAS!! **hysterisch kreisch**

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  6. Was bei diesem ganzen theoretischen Quatsch noch sehr interessant ist und auf gar keinen Fall vergessen werden darf, ist die Tatsache, "dass Bestrafung NIEMALS zu einer Verstärkung eines erwünschten Verhaltens führt, sondern lediglich zu einer kurzfristigen Abschwächung oder Unterdrückung eines unerwünschten Verhaltens" (s. Heineken, Edgar & Habermann, Thomas (1994). Lernpsychologie für den beruflichen Alltag. Heidelberg: Sauer-Verlag, S. 48)

    Ich wusste gar nicht das Ich einen "beruflichen Alltag" habe..... WAU

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    1. dann weißt du's jetzt...
      bist du ein säugetier, anonym? (bei denen weiß man ja nie, es mutet mir manchmal an, als kämen die vom anderen stern...) wenn ja, dann gilt der satz auch für dich, selbst dann wenn du nur ein fauler hund ohne beruflichen alltag sein solltest : )

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  7. also ich muss auch mal was los werden .
    ich bin auch ein hundetrainer ,aber kein selbsternannter.
    was willi da behauptet ist völlig richt ,nur vergesssen viele das jeder hund einen eigenen Charakter und den ist es zu lesen .
    erst dann verstehe ich bzw versuche ich zu verstehen wie der hund so tickt .
    eins noch vorweg ,grössten teil ist hundeerziehung wie kindererziehung .

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    1. Richtig. Auch in der Kinderpsychologie und -erziehung wird konditioniert, deswegen sehe ich Belohnungen wie Leckerchen als sehr kritisch an. Ein Kind bekommt ja auch nicht jedesmal ein Eis, wenn es nach dem Klogang die Spülung drückt, denn dann würde es das nicht tun, weil es den Wunsch des Erziehers respektiert, sondern weil es ein Eis will.

      Und (ich glaube, es stand in einem anderen Kommentar) Belohnungen zur Konditionierung sollten NIE bedürfnisorientiert sein. Die Bedürfnisse eines Hundes müssen gewährleistet sein, damit er sich sicher fühlt, so wie es auch bei Kindern ist. Sie müssen wunschorientiert sein, das ist ein großer Unterschied. Deswegen auch die kritische Einstellung zu Leckerchen, denn Futter ist ein Grundbedürfnis. Aber das ist wohl ein unendliches Streitthema.

      PS: Anonym, weil ich über keines der auswählbaren Konten verfüge.
      Beste Grüße,
      Toby

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  8. Die Ausführungen zur Unterdrückung der Handlung durch positive Strafe ist gar nicht so falsch, leider wird in der Folgerung nicht beachtet, dass eine pos. Strafe erst dann richtig angewandt wurde, wenn das darauf folgende Verhalten, die Unterlassung, pos. verstärkt wird.
    So gibt es diesen Rückfall oder die Verschlimmerung des bestrafen Verhaltens nicht und der Hund lernt sogar deutlich besser und tiefer, da er sich das Alternativverhalten selbst erschlossen hat (auch, wenn er natürlich durch die pos. Strafe zum Umdenken gebracht wurde). Das selbst erschlossene Verhalten/Wissen wird, da in die hundeeigene "Logikstruktur" eingebunden ist, leichter auf weitere Situationen übertragen werden.
    Dazu muss man sich nur mal die Philosophien der Montissori und Waldorfschulen ansehen.

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    1. na, da frage ich mich, wo du das her hast.
      es ist genau nämlich nicht so: wenn positiv gestraft wird, darf NICHT positiv verstärkt werden, denn du willst ja wohl nicht, dass der hund die strafe "erträgt", damit er danach ein leckerli bekommt, oder? das wär schon ganz schön pervers.

      ich wollte den rahmen nicht sprengen, aber ich hätte durchaus auch erwähnen können, dass strafen nicht so einfach ist und viele regeln beachtet werden müssen, damit strafe wirksam wird:

      • der hund kann ein alternativverhalten auf signal ausführen
      • unerwünschtes verhalten muss JEDES MAL bestraft werden (sonst kapiert er nie, dass das falsch ist, was er tut)
      • timing ist extrem wichtig (innerhalb 2 sek. spätestens, sonst verknüpft er es nicht mit der "tat")
      • strafe muss IMMER angekündigt werden (damit er die chance hat, vorher abzubrechen bzw. überhaupt die chance hat, sein verhalten mit der strafe zu verknüpfen)
      • strafe muss hart genug sein… (die gewöhnung an zu "wenig" schmerz erfordert immer härtere maßnahmen, toller effekt)
      •…aber nicht zu hart (sonst gibts ein lecker angst und trauma)
      • so selten wie möglich strafen (auch hier gewöhnungseffekt, die strafe verliert an wirkung)
      • einsatz von management ist pflicht (heißt, das verhalten des hundes muss verhindert werden, wenn sicher ist, dass nicht gestraft werden kann, sonst wird variabel gestraft und das verhalten somit schwerer "ausmerzbar" sein)
      • strafe muss logisch sein für den hund (hat sie eine genetische bedeutung? leinenruck z. b. nicht)
      • keine verstärkung nach einer strafe (s.o.)
      • ALLE regeln müssen IMMER eingehalten werden

      so. wer das alles einhält und zwar IMMER, der kann positive strafe mglw. wirksam einsetzen. aber dazu gehören wohl übermenschliche kräfte! und von den netten nebenwirkungen von strafe, wie z. b. gesteigertes aggressionsverhalten, mal ganz abgesehen...

      mehr nachzulesen unter markertraining.de - viel spaß! : )

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    2. Hundeerziehung mit Montessori-Pädagogik oder Waldorf-Pädagogik zu vergleichen ist nicht ganz so einfach. Montessori war die "Erfinderin" des Kindergartens und hat mit wenig bis garnicht veränderten Naturmaterialien gearbeitet. Sie war der Überzeugung, dass Kinder selbst den richtigen Weg finden und die Erzieher ihnen dabei helfen sollen, deswegen ist der Grundsatz der Montessori-Pädagogik "Hilf mir, es selbst zu tun". Hinter diesem Grundsatz stehe ich als Erzieher voll und Ganz.

      Rudolf Steiner hat seinerzeit einen Kindergarten für die Kinder der Arbeiter seiner Zigarettenfabrik (Waldorf Astoria) gebaut. Bei ihm ist der Grundgedanke, dass Kinder alles nötige Wissen schon in sich haben oder aus ureigenem Trieb selbst entdecken, also lernen, wollen. In Waldorf-Schulen gibt es daher weder Noten noch Lehrpläne, die Kinder sollen sich selbst erfahren und nach Interesse die Welt entdecken - dass viele Waldorfschüler später Künstler werden oder zumindest kreative Berufe erlernen, verwundert da wenig.

      Im Grunde kann man diese Praktiken auf den Hund umsetzen. Ein Hund weiß durch seine Instinkte, wie er bei Gefahr, Angst, Freude, etc. reagieren muss, schätzt aber manchmal die Lage falsch ein, weil er nunmal kein Mensch ist. Im Prinzip zeigen wir ihm, welche seiner Verhaltensweisen wir in welcher Situation erwarten. Von daher ist der Gedanke garnicht so falsch.

      Mit Bestrafung und Verstärkung haben die beiden allerdings herzlich wenig zu tun. Die Konditionierung geht zurück auf Iwan P. Pawlow, der Mithilfe von Hundeexperimenten (Pawlow'scher Hund: Einen Reiz (Futter) mit einem Ton (Glocke) verbinden, um das Verhalten (zum Napf gehen) zu konditionieren. Ziel: Der Hund soll beim Glockenton zum Napf gehen, ungeachtet des Futters) die klassische Konditionierung entwickelte.

      Fortgeführt zur operanten und instrumentellen Konditionierung wurde die Forschung von Thorndike & Skinner, ebenfalls mit Tierversuchen (Hund drückt Hebel für Futter - hier steht zuerst die Handlung, dann der Reiz). Und irgendjemand (weiß nicht mehr, wer) hat das Prinzip der negativen Konditionierung anhand einer Katze gezeigt, die in einem Käfig saß, der per Knopfdruck unter Strom gesetzt werden konnte. Jedes Mal, wenn die Katze zum Futternapf ging, bekam sie einen Schlag. Nach kurzer Zeit ging sie nicht mehr zum Napf und verhungerte letztendlich.

      Durch Strafe kann man also ein Verhalten unterbinden, aber nicht verstärken. Und man muss bei der Auswahl der Strafe und der Verstärker äußerst behutsam sein, damit man keine eigentlich selbstverständlichen Dinge dafür instrumentalisiert und das Tier unsicher macht. Im Sicherheitsbedürfnis unterscheiden sich Mensch und Tier nämlich nicht im Geringsten.

      Beste Grüße,
      der Anonyme Toby

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  9. Stimmt ja schon. Aaaaaaber - um die Spreu vom Weizen zu trennen brauchts Grundkenntnisse. Und wenn man die hat, braucht man keinen Trainer. Man hat Null Ahnung, hat einen Hund, hat Probleme und kommt zum Schluss, dass man Hilfe braucht. Nachbarn, Foren, Tierarzt, andere Hundehalter bieten ein Sammelsurium an Rat, alles versagt - man braucht den Profi. Und in der Situation ist man Werbung, Marketing und Verarsche weitgehend hilflos ausgeliefert. Man ist gestresst, die Kur sollte kurfzfristig, ohne viel Arbeit und zudem billig (am besten mit Garantie) zu haben sein. Wer das alles gut verpackt anpreisen kann, der hat den neuen Kunden. Die Dummen sind immer die Hunde, weil sich jeder Depp einen oder mehrere zulegen kann und jeder Depp am "Problemhund" rumwerken kann.

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