„Und da hat der mich im
Spiel attackiert (der Welpe, Anm. d. Killerrüdenred.), und dann hab ich den
genommen und ordentlich durchgerüttelt und auf den Rücken gedreht. Danach war
gut“.
ICH kann zwar nicht anzeigen, wer hört schon auf einen Hund, aber ich kann auch schütteln. Und was das bedeutet, konntet ihr gerade lernen! >: []
Leute, ich finde gerade
keine Ecke mehr, in die ich kotzen könnte, wenn ich sowas höre. Und abgesehen
ja mal davon, dass ich eigentlich knallhart bin, bricht es mir mein Killerrüdenherz,
wenn ich an den kleinen Kumpel denke, der jetzt wahrscheinlich seine noch ziemlich neue
Welt nicht mehr versteht. Hat der gerade angefangen, Vertrauen zu seinem
Menschen aufzubauen, hat der begonnen, sich zu Hause und sicher und geborgen zu
fühlen, spielt der mit seinem Vollpfosten von Mensch, und weil er ihn dabei "attackiert" (ha!),
wird seine Welt mal eben einfach so komplett zusammengeschüttelt – natürlich um
einer beginnenden Weltherrschaftsbestrebung des Zwerges zuvorzukommen.
Ich frage mich
ehrlich, WANN hört dieser unsägliche, vor Doofheit triefende Irrsinn endlich
auf? Wann fangen die Menschen an, endlich mal ihr Erdnussbutterhirn einzuschalten und
verabschieden sich von diesem mittelalterlichen, total überholten und grottenfalschen Rudel-Chef-Schwachsinn?
Ich krieg‘
echt Schnappatmung, wenn ich solche Geschichten höre. Und diese kommt auch noch
von einer Person aus MEINEM Umkreis mit der sprichwörtlichen 30jährigen
Hundeerfahrung. 30 Jahre! Versteht ihr? D R E I S S I G!
Wenn man 30 Jahre,
sprich, 3 Jahrzehnte!, oder auch 10.950 Tage so arbeitet – muss man dann nicht
irgendwann bemerkt haben, wieviel Schaden man mit diesen Rambo-Methoden
angerichtet hat? Oder ist man dann vielleicht nie auf die Idee gekommen, dass
die Bissigkeit, Ängstlichkeit, krankhafte Unterwürfigkeit oder andere Verhaltensauffälligkeiten der Hunde ggf.
etwas mit den angewandten „Korrekturen“ zu tun haben könnte??? Oder will mir
der 30-Jahre-Hundeerfahrungs-Sitzenbleiber jetzt verklickern, dass all diese Hunde
nach all diesen hirnbefreiten Gewaltattacken glücklich und fromm wie Lämmer durch den Rest
ihres Lebens gemäht sind und nie mehr „korrigiert“ werden mussten? Na klaro. So
war das!
Wie dermaßen
lernresistent kann man in 30 Jahren eigentlich sein???
Ich sag euch. Bisher dachte
ich ja, dass der gute alte Skinner mit seiner Lerntheorie tatsächlich
Gesetzmäßigkeiten aufgedeckt hätte. So wie man nicht leugnen kann, dass Dinge
von oben nach unten fallen - wegen der Gesetzmäßigkeit der Schwerkraft und so, die ja
auch keine Erfindung des Menschen ist – so gibt es eben Gesetze, wie Lebewesen
lernen. Und Lernen bedeutet im ursprünglichsten Sinne, dass man etwas anderes ausprobiert,
wenn man feststellt, dass eine Strategie nicht klappt. Denn nur so kann man
überleben bzw. sich an eine sich ständig verändernde Umwelt anpassen.
Aber nööööööö! Olle Skinner
hat sich total geirrt! Die Lerngesetze gibt es zwar schon bei den meisten Arten, nur der Mensch, der funzt
anders.
Der ruckt nämlich 30 Jahre lang an der Leine wie ein Vollhorst, ohne zu bemerken,
dass der Ruck gerade mal die nächsten 5 Meter anhält. Der schüttelt 30 Jahre
lang seine Welpen und merkt nicht, dass der sich zukünftig demütig an seinen
Menschen ranschleicht und einnässt vor lauter Panik vor seinem unberechenbaren "Rudelchef" (ich krieg schon Herpes, wenn ich das Wort nur tippen muss). Oder anfängt, Zicken zu entwickeln, weil er nämlich zu
denen gehört, die sich nicht gern ungestraft in Todesangst versetzen lassen.
Der dreht 30 Jahre lang auf den Rücken und nennt das eloquent „Alpharolle“, ohne
zu merken, dass er seinen Hund damit genauso wenig unterwürfig macht, als wenn
er ihm die Rute nach oben halten würde, um ihn fröhlich zu stimmen.
Da wird 30 Jahre lang
rumkommandiert, gebrüllt, gekickt und runtergedrückt – und keiner fragt sich
auch nur mal eine Sekunde von diesen insgesamt 15.768.000 Sekunden, ob das, was
er da fabriziert, tatsächlich den gewünschten Erfolg bringt: Nämlich ein Verhalten
dauerhaft abzustellen (ohne 10 neue unerwünschte hervorzubringen).
Ich finde das wirklich
bemerkenswert. Meine Idee, warum die Lerngesetze beim Menschen nicht zu wirken
scheinen, ist ja, dass selbst die größten Dumpfbacken irgendwie vom sozialen Netz aufgefangen werden. Tiere hingegen, die sich als lernresistent
erweisen, sterben. So einfach ist das. Was wieder mal beweist, wie ungerecht
die Evolution ist. Aber gut. Das Leben ist kein Ponyhof.
So. Und wer jetzt mit „Die
Hündin schüttelt auch ihre Welpen“ oder „Hunde schmeißen andere Hunde zum
Unterwerfen auch auf den Rücken“ kommt, dem schenk ich 'ne Brille. Zeig mir EINE
(geistig gesunde) Hündin, die ihre Welpen schüttelt. Zeig mir EINEN Hund, der
einen anderen auf den Rücken dreht, um ihn zu unterwerfen.
Wer schüttelt, will
töten. Eine Mutter wird ihre Kinder aber wohl nicht töten wollen. Und wer
geschüttelt wird, hat Todesangst. Will man seinen Schutzbefohlenen in Todesangst
versetzen?
Und ein Hund legt sich selber auf den Rücken und wird nicht geworfen.
Und das tut er aus freiwilligen Stücken, um zu signalisieren, dass er friedlich
ist. Wird ein Mensch, der seinen Hund auf den Rücken legt, wohl das damit
erreichen? Und wenn nicht, was erreicht er wohl statt dessen? Naaaa?
Und wenn diese
30-Jahre-Hundeerfahrungsexperten mit biologischer Firewall jetzt noch sagen „Ja, neee, diese modernen
Hundeschulen heute, das ist ja ganz nett mit dem Belohnen und so… Aber meins
ist das nicht…“
Dem antworte ich: "Hier geht's nicht um Irokesenschnitt gegen Kurzhaarfrisur oder Sushi mit Fugu gegen Zwiebelrostbraten. Hier geht's um real existierende Gesetze. Um tierschutzrelevantes Verhalten, das angezeigt werden muss, wenn man es sieht." ICH kann zwar nicht anzeigen, wer hört schon auf einen Hund, aber ich kann auch schütteln. Und was das bedeutet, konntet ihr gerade lernen! >: []
Du sprichst mir aus der Seele..... sehe leider immer wieder Menschen, die voller Überzeugung meinen auf diese Art und Weise unerwünschtes Verhalten ein für alle mal "abstellen" zu können..... keine Macht der Welt kann sie eines Besseren belehren... zugemauert und betoniert das Gehirn.. wenn überhaupt vorhanden.. grauenvoll... treibt mir immer wieder nicht nur "Zornesröte" ins Gesicht.... auch Tränen...kürzlich erst wieder erlebt....
AntwortenLöschenSag das nicht Gisela. Ich habe diesen Scheiß meinem Wuff leider ganze fünf Jahre angetan, dann bin ich im Internet über die "Gegen Cesar Millan..." -Seite gestolpert, habe angefangen ganz viel zu lesen und seit vier Jahren gibts die volle Wattebauschbreitseite ;)
LöschenWelcome back, Willi. Schön, wieder was von dir zu lesen und dann gleich so ein Hammerthema :-) Weiter so :-)
AntwortenLöschenBoah, das ist 'ne Packung, aber jedes Wort mit Fug und Recht geschrieben. Wenn ich mir diese Leute antun muss, überkommt mich der Wunsch zu schütteln, bis das Gehirn richtig sitzt und funktionieren kann. Vielleicht ist ja doch mal einer nicht lernresistent und reflektiert, was er da mit seinem "besten Freund" macht.
AntwortenLöschenTach, Willi! Gut gehustet! Mitkotzen möcht man grad bei dem, was du zu Recht beschreibst.
AntwortenLöschenAber vergiss nicht - viele der 30-Jahre-Hundeerfahrungsexperten mit biologischer Firewall tun genau das, was sie tun, weil sie eben genau solch eingeschüchterte Hunde - in ihren Augen dann brave und funktionierende Hunde - wollen. Die meinen, das muss so, das soll so, dazu sind Hunde da - sich der Macht des HERRN und MEISTERS zu beugen. Letztlich sind diese nicht weiter entwicklungsfähigen Kreaturen nix anderes als Bettnässer mit nem Napoleonkomplex und ham daheim vermutlich nix zu sagen. Glaub mir, von solchen hab ich genug mitgekriegt. Über 5 Jahre - und die, was nu meine Dosenöffnerin is, die hat nu damit zu tun. Aber schreib ma weiter so - ich kann dat nit. Dank dir!
Deine Shaki Wirrschädel
Du hast mal wieder absolut recht, Willi. Manche Köpfe sind wirklich nur zum Haareschneiden da, höchstens. Kurt Tucholsky sagte schon: "Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen."
AntwortenLöschenMarion Oberender
DANKE !!!!!
AntwortenLöschenSolange Robodog als gut funktionierendes Erfolgsmodell gepriesen wird, solange wird wohl geschüttelt, geruckt, gebrüllt und getreten werden... Für Individualität ist da kein Platz.
AntwortenLöschenUnd das Tier hat keine Chance. Egal, ob es sich für aufgeben oder Gegenwehr entscheidet, beides bekommt ihm mehr als schlecht.
LG Andrea
Na, das ist nun aber ein wenig ungerecht den Lerngesetzen gegenüber. Die geben sich immerhin die allerbeste Mühe, auch beim Menschen zu wirken. Bloß haben sie den leider überschätzt. Haben dem Menschen wohl geglaubt, dass er über das 2-Sekunden-Fenster hinaus verknüpfen kann. Tja, falsch gedacht!
AntwortenLöschenDa alpharollt der erfahrene Hundehalter also seinen Hund. Wauz ist geschockt und guckt erst mal nur groß. Und das evolutionär hochentwickelte Menschengehirn realisiert und reagiert: Hund hält die Klappe, Erfolg, schmeiß das Belohnungszentrum an und lass Glückshormone regnen! In noch nicht mal zwei Sekunden!
Dass danach so allerhand unerfreuliches nachkommt, das kann man ja den Lerngesetzen nicht vorwerfen. Und wohl auch den erfahrenen Alpharollern nicht. Die langsame Evolution, die ist Schuld! So in zehn- oder hunderttausend Jahren oder so, da wird der Mensch ein Gehirn entwickelt haben, dass auch die Folgen seiner Handlungen über mehr als zwei Sekunden hinaus mit einberechnen kann. Bestimmt!
Gut gebellt, Willi!
AntwortenLöschenWie findest du das, dass es für "Das mache ich seit 30 Jahren so!"-Hundetrainer mit hoher Fortbildungsresistenz seit Kurzem einen eigenen Berufsverband gibt?
Ach, sind das die, die behaupten, die Lerntheorien seien schon längst überholt?
LöschenNein, das sind die, die schon vor 20 Jahren so schlau waren wie ihr und mit fasT den gleichen Argumenten und der gleichen Abscheu solche Methoden verteufelt haben. Denn auch die kannten schon Skinner und noch weitere Möglichkeiten des Lernens. Insofern: willkommen im Club.
LöschenAch, du triffst den Nagel mal wieder auf den Kopf! Besser kann es keiner schreiben. Danke dafür!
AntwortenLöschenLiebste Grüße
Dani mit Inuki und Skadi
ach ja willi so ist das leider nun einmal.
AntwortenLöschenletzte woche im park erzählt mir eine "hunde-frau-rottenmeier"(so eine, wie im film bei heidi):
" ihr mann hebt den hund (pudel-mix) immer an den vorderbeinen hoch, so das es ihm weh tut.
(nun dachte ich, wie sie ihren mann mal erklärt, wie ein hund angehoben wird,wenn man ihn überhaupt anheben muß! NEEE mir tun meine ohren immer noch weh) erzählt diese STOLZ wie sie ihren"( kleinen ach
so hilflosen mann mit einer körpergröße von ca 1,70m ) zur hilfe kam nachdem der große böse hund(ca30cm schulterhöhe) dann um sich biss und das arme kleine herrchen an der hand verletzte
(brauchte noch nicht mal ein pflaster) der( arme )hund muß doch alles tollerieren ! und besitzer beißen geht
egal aus welchen grund schon mal gar nicht!!!(kotz) . - am nächsten morgen warf sie ihm (den bösen hund) diese bluttat immer noch vor, drohte mit dem du-du-finger ! und sein meideverhalten zu " fr.rottenmeier"
wurde als - der weiß ganz genau! was er da (gestern!!!) falsch gemacht hat - interprätiert.
tja willi ihr "killerhunde" müßt euch in der heutigen gesellschaft wohl alles gefallen lassen, und solltet ihr doch mal so dreisst sein und zur notwehr übergehen dann aber , krigt ihr auch noch immer feste druff .
und meine erfahrung , belehren bringt doch nichts.
was man sich dann anhöhrt, sollte man nur sagen " gewalt fängt da an , wo wissen aufhöhrt.
um das aufzuschreiben ist mir die zeit zu schade,
keiner fragt mal ,wo bekomme ich denn dieses wissen.
und das ist sooo schade
aber so ist es als hund in berlin
Toll geschrieben! Das mit dem Schwanzhochheben erinnert mich an die Hundeausstellungen. Ein einziger Witz, wenn es nicht so traurig wär...
AntwortenLöschen......dem ist zum größten Teil zuzustimmen. Was ich nicht teilen kann ist die Meinung, kein Hund wirft einen anderen Hund auf den Rücken. Ich habe das hunderte Male gesehen, vielleicht nicht zur "Unterwerfung", aber um sich Respekt zu verschaffen. Auch eine Mutterhündin "dreht" ihre Welpen auf den Rücken wenn sie es partout, trotz mehrmaliger Warnung nicht einsehen wollen, dass die kleinen Zähnchen an der Zitze nichts mehr verloren haben oder die Kleinen aber so lästig und frech werden. Das kann man übrigens auch bei erwachsenen Hunden beobachten, die es offensichtlich nicht gelernt haben wie andere Hunde anzeigen, dass sie jetzt nicht spielen wollen, etc. Hier werden als (fast) letzte Stufe des Drohens sehr wohl Hunde von anderen auf den Rücken "geworfen", nieder gedrückt und nachdem sie sich "beruhigt" haben mit Nichtbeachtung "bestraft". Davon, dass ein Mensch das macht, halte ich genauso wenig wie vom "Schnauzengriff", denn das alles sind innerartliche Verhaltensweisen, die wir sicher nicht "imitieren" können und sollten.
AntwortenLöschen"Zeig mir EINEN Hund, der einen anderen auf den Rücken dreht, um ihn zu unterwerfen" - schau mal auf youtube ... :-)
AntwortenLöschenSehr gut geschrieben und sehr passend.
AntwortenLöschenLeider fördern unsere lieben Tierschutzvereine das indem sie die Hunde nur solchen Menschen geben und vernünftigen die leider mehr als 3 Stunden am Tag arbeiten müssen aus dem Vergabeverfahren ausschliessen. Und ja das ist meine Erfahrungen zumindest in der Gegend wo ich wohne... Leider.
Das mir den 30 Jahren Erfahrung löst bei mir immer Nackenscmerzen aus.
AntwortenLöschenIn 30 Jahren hat man vielleicht 2-4 Hunde, die einem auch noch selbst gehören.
Ich selbst habe allerdings nur ca 12 Jahre Hundeerfahrung. Allerdings hatte ich in dieser Zeit mit mehr als 1000 Hunden zu tun.
Hauptsächlich mit sehr ängstlichen bis hin zu wirklich gefährlichen.
Da kann man eher mal sagen, das man Hundeerfahrung hat.
Und wenn ich da an meinen eigenen denke, der wirklich gefährlich war und eingeschläfert werden sollte, wurde er nach wenigen Jahren ein Schmusehund.
Der Irrsinn wird erst aufhören, wenn die Lernresistenten incl. CM und co Hirn zugeteilt bekommen.
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