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Willis Killerkolumne: Von Wölfen und Silberrücken : )

F Ü R  D I E  F E L L P R E S S E  U N T E R W E G S . . .

Kolumnist Willi wird
vermenschlicht : )
"Hunde werden heutzutage total vermenschlicht" sagen viele in einem Ton, der keinen Widerspruch duldet. Dabei muss Hundehaltung doch artgerecht sein. Sagen sie und gucken den bedröppelten Hundehalter vorwurfsvoll und mit hochgezogener Augenbraue an. Ein Hund gehört nicht ins Haus, finden zum Beispiel Fraules kroatische Freunde. Ein Hund muss im Garten leben, schließlich leben Wölfe auch im Wald, sagen sie. Und er muss sinnvoll sein. Er darf nicht einfach nutzlos rumliegen und warten, dass er gekrault wird. Und wieso sollte ein Hund gebürstet werden müssen, fragen sie, totaler Schwachsinn! In der freien Natur bürstet den ja auch keiner.
Während dem einen also eher die Jakob Sisters in den Kopf schießen, wenn er an "Vermenschlichung" denkt, spricht der andere schon von nicht artgerecht, wenn der Hund ein wenig mehr als beachtet wird. Na gut, wie ernst man nun ausgerechnet nehmen sollte, was Leute denken, die erst einmal alles grillen, was bei drei nicht auf'm Baum sitzt, sei mal dahin gestellt... Und dennoch: Viele Menschen, scheint mir, sind der Meinung, dass es die Hundehalter heute maßlos übertreiben mit der Liebe zu ihrem Vierbeiner. Und dass sie behandelt werden wie die eigenen Kinder. Oder besser! Und DAS kann ja wohl mal gar nicht sein!
Das ganze Ausmaß der Vermenschlichung nimmt langsam unanständige Formen an, wird behauptet: Dicke Hunde machen unter ärztlicher Aufsicht Diäten wie dicke Kinder, jeder dahergelaufene Straßenköter geht zum Ondulieren zum "Groomer" (früher hieß das Hundefrisör und Hauptklientel waren bommelige Pudel, und das war schon schlimm genug!), besuchen die Hundeschule (wer heutzutage keine besucht, landet im gesellschaftlichen Aus) und teure Schlaui-Seminare, machen Urlaub in Hundepensionen und werden sogar auf Tierfriedhöfen beerdigt. Sie schlafen in mordsteuren Hundebetten, die mit Lavendel gefüllt sind und tragen Wintermäntelchen, Halstücher und seit neuestem "Ruff Wear Polar Trex Winter Dog Boots" in rot - na bravo! Sie werden leidenschaftlich auf ihre Schnauzen geküsst und dürfen im Bett mit ihren Herrles und Fraules knuddeln - und dass, obwohl sie eine Stunde vorher noch auf ihrer Kackwiese die Nasen in den Popo ihrer Kumpels gesteckt haben. Sie werden in Taschen durch die Gegend getragen, als hätten sie selber keine Beine, werden mit Leckerlis vollgestopft und bekommen als Hauptmahlzeit jeden Tag frisches Fleisch zubereitet wie manch ein Mensch sein Lebtag nicht. Hunde leiden an Allergien und Depressionen, bekommen Zahnspangen und haben ihren eigenen Psychotherapeuten, einen Facebook Account, einen Blog und Visitenkarten.
Ganz zu Schweigen mal von all dem Equipment, mit dem sich die Hundebesitzer gerne so schmücken. Es hat sich mittlerweile so 'ne Art Hundeszene-Mode entwickelt: T-Shirts und Sweatshirts mit lustigen Hundesprüchen, voll ausgecheckte multifunktionale Westen und Taschen für die Tour unterwegs, Allwetterstiefel, Regenhüte - kurzum: Es gibt nichts, was es nicht für Geld zu kaufen gibt.
Früher war das alles anders (und selbstverständlich besser)! Da war ein Hund ein Nutztier, eine Sache ohne Namen. Den hat man nicht geliebt! Der hatte seinen Zweck zu erfüllen. Der hat gearbeitet, Reste gefressen und ansonsten die Schnauze gehalten. Und wenn nicht, dann hat er eine auf dieselbe gekriegt. Und alt wurde der auch. Und robust war der. Einen Tierarzt hat der nie gesehen! Und war er nicht robust, dann ist er halt krepiert. Na und? Das ist Natur, das ist artgerecht!

So. Schön. Jetzt sag ich euch mal, wie ich das sehe:
Was für ein Granatenbullshit! Nur mal zur Erinnerung: Ihr Menschen habt uns reingeholt in eure Hütten! Und damit angefangen habt ihr bereits vor mehr als 15.000 Jahren! Seitdem hatten wir eine ganze Menge Zeit, uns auf euch und eure Anforderungen einzustellen und anzupassen. Fällt euch also ganz schön früh ein, dass wir angeblich nach draußen gehören! Nur zur Info, ihr Trolle: Hunde haben heute mit einem Wolf ungefähr noch genauso viel Ähnlichkeit, wie ihr Tarzans mit einem Silberrücken aus Ruanda. Wenn wir also nach draußen gehören, dann gehört ihr auf einen Baum mit Lianen!
So. Und all der ganze andere Krempel, den man heute für uns oder auch für euch so kaufen kann: Das ist doch nur die natürliche Konsequenz eurer Wohlstandsgesellschaft! Wem das Geld locker sitzt, gibt es auch gerne aus für Sachen, die eigentlich total überflüssig und unsinnig sind. Und zwar, weil's Spaß macht. Weil's Freude bereitet. Na und? Gilt das nicht für so ziemlich jedes Hobby, das Mensch so haben kann? Materialschlachten liefern sich doch alle: Schulkinder, Angler, Kletterer, Wanderer, Golfspieler, Modeleisenbahnbauer, Edelökos, Techies, Billardspieler, Kegler, Taucher, Surfer, alle! Laaaangweilig... Was hat das mit Vermenschlichung zu tun? Oder anders: Was ist schlimm daran? So lange ein Hund unter der sogenannten Vermenschlichung nicht leidet, solange es ihm gut geht, er körperlich und seelisch gesund und ausgelastet ist, solange könnten doch eigentlich alle total glücklich und zufrieden sein. Oder nicht?
Die strengen Wächter der Existenzberechtigungen könnten sich doch lieber mal aufregen über die anderen, deren Verwöhnprogramm für ihre Haustiere Tritte, Schläge und Quälereien miteinbezieht! Die, denen das Wohl eines Tieres nichts bedeutet. Die keinen Respekt haben. Für die ein Tier immer noch eine Sache ist. Die in die Augen eines Tieres schauen und nichts sehen, als Glaskörper, Linse und Netzhaut. Über die würde ich mir mal Gedanken machen, ihr Hinterhirnis. Und was bei denen so schief gelaufen sein mag. Aber womöglich denkt ihr noch, dass diese Loser näher an dem dran sind, was ihr so unter artgerecht versteht...

Aber ich sage euch, es spielt keine Rolle, wenn ein Hund im Winter einen Mantel oder Schuhe mit Vibram Sohle (kchchchch...) trägt, wenn seine Krallen rot lackiert werden oder er auf dem Arm herumgeschleppt wird. Und wisst ihr auch warum? Keine dieser Bescheuertheiten schadet ihm!
Doch darum geht es euch in Wahrheit ja auch gar nicht und was das Beste für uns ist. Euch geht es, viel profaner, doch nur darum, dass uns ein Stellenwert eingeräumt wird, der einem Tier einfach nicht zusteht. Weil der Mensch viel wertvoller und wichtiger ist als alles andere Leben im gesamten Universum. Dass Menschen so denken finde ich natürlich nicht verwunderlich. Schon in eurer eigenen Gattung spielen sich ja manche besonders auf und meinen, mehr wert zu sein als alle anderen. Und dass Tiere da die noch schlechteren Karten haben, ist wohl klar. Bei Naturkatastrophen aber zeigt sich ziemlich deutlich, was wirklich wahr ist. Vor der Natur sind Mensch und Tier gleichwertig. Tja, und nun?

Ich sage, Stellenwert, Vermenschlichung, artgerecht: Alles Quatsch! Nutzt eure Macht und verwöhnt uns, tut uns Gutes, behandelt uns als das, was wir sein sollen: der beste Freund des Menschen. Lernt uns und unsere Bedürfnisse zu verstehen. Respektiert uns! Wir haben's verdient. Sozusagen als Wiedergutmachung für 15.000 Jahre Domestizierung, die uns unmündig und abhängig hat werden lassen. Dafür - versprochen - geben wir euch viel Freude zurück, und zwar einfach nur, weil es uns gibt, ganz sinnlos, und weil wir eure Emotionen ansprechen. Ihr werdet sehen, wir machen euch glücklicher, zufriedener, ausgeglichener, friedvoller, gesünder. Das sagen zumindest wissenschaftliche Studien.

Ach, übrigens: Fraules kroatischer Freund hat seit geraumer Zeit nun auch einen Hund. Der lebt sonderbarerweise im Haus, nicht im Garten! Zusammen mit seiner Familie. Von mir aus nennt es Rudel, wenn's euch damit besser geht. Das nur dazu... : )

Bleibt dran!

Euer knallharter Killerrüde
Willi : )

Kommentare

  1. Recht haste (meistens jedenfalls) lieber Willi! So ist das mit den Zweibeinern: Selber haben sie keine Lust mehr darauf in Höhlen oder Lehmhütten zu wohnen und vom Beeren sammeln und von der Jagd auf Büffel zu leben (die haben sie eh schon alle hingemacht!), aber uns 'was erzählen von "Wölfe leben auch draussen"! Die Menschen zu Beginn unserer Bekanntschaft vor 15.000 Jahren hatten übrigens auch keine Krankenhäuser, Chirurgen, Orthopäden, Kardiologen und Friseure. Ganz zu schweigen von Gesundheitsschuhen, Fingerhandschuhen und Flachbildschirmen! Genau genommen war auch unsere Bekanntschaft ein Fortschritt in der Entwicklung der Zweibeiner (den man wegen solcher Hinterweltler vielleicht besser gestrichen hätte). Wer hat die Menschen denn damals vor Gefahren gewarnt und wer hat auf jämerlichen Holzschlitten (ganz ohne kugelgelagerte Breitreifen!) ihre Lasten gezogen, damit sie besser vom Fleck kamen mit ihrer altmodischen Nomadenlebensweise, hää? Meinetwegen könnten wir auch heute ruhig mal jede Woche die Höhle wechseln, ich hänge schließlich nicht am Mobiliar und den Blumenrabatten im Garten!
    Aber bestimmt wohnen alle die Leute, die mit erhobenem Zeigefinger auf unsere wölfischen Urahnen weisen in Lehmhütten ohne Strom und Fußbodenheizung, hüllen ihre Kinder in Felle von selbstgejagten Rehen und Wildschweinen und weisen jede Form von medizinischer Grundversorgung von sich, weil sie die Verweichlichung des Menschen zur Folge hat. Ebenso verzichten sie auf Chips, Cola, Kino und auf die im Zuge des medizinischen Fortschritts deutlich erhöhte Lebenserwartung, weil das nicht den ursrünglichen Werten menschlichen Lebens entspricht.
    Kennst du einen von DENEN? Ich nicht!
    Wieder einmal menschliche Doppelmoral!
    LG, Enya

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  2. Also ich werden in unserem Bogensportverein von den anderen Mitgliedern (auch von Katzenliebhabern!) genauso begrüßt wie Herrchen und Frauchen, denn ich bin eine richtige Persönlichkeit! Hier im Dorf kennt man meinen Namen und die Kinder rufen "Hallo Emil!" statt "Guten Tag" wenn sie uns treffen. Hunde an die Macht! ;-)
    Wuff Emil

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