Jaja, ich werde gewaltfrei erzogen. Gähn! Kann der auch mal was Neues erzählen...?
Aber passt uff: Jetzt kommen ein paar ganz Schlaue, die bei dem Wort "gewaltfrei" gleich mal den Verdacht der antiautoritären Erziehung äußern! Pfui! Pfui, pfui, pfui!
Da habt ihr aber die Rechnung ohne Fraule gemacht. Für die sind - Skandal! - weder Kinder noch Hunde gleichberechtigte Partner, denen man beim Sich-frei-entfalten zuschauen sollte. Beide sind Schutzbefohlene, auf die aufgepasst werden muss, und zwar gut, weil sie sonst unentwegt Scheiße bauen, der ihnen das ein oder andere Mal durchaus auch zum Nachteil gereichen kann.
Wenn also Menschen so weit gehen und sagen, Hunde sind ihre Partner und sie nicht die Chefs der Hunde, dann ist das bei uns anders. Vielleicht ist das aber auch nur Wortklauberei, denn der Sinn dahinter ist bei beiden möglicherweise der gleiche. Soll heißen: Ich darf mich zwar entfalten und meine Kreativität auspacken, aber nur so lange, wie Fraule das zulässt. Das geht sicherlich weiter, als bei anderen Menschen und ihren Hunden, aber dennoch schränkt sie mich am Ende ein.
Schließlich gibt sie an, wann ich esse, was ich esse und wieviel ich esse, grumpf, wann wir Gassi gehen, wo wir Gassi gehen, ob ich jemals poppen (darf ich nicht), und mit welchen Kumpels ich spielen darf. Also ist sie meine, sagen wir mal, "partnerschaftliche Chefin" und Ressourcenverwalterin, sie hat die Aufgabe, meine Bedürfnisse zu befriedigen, und ich muss spuren, ob ich will oder nicht. Antiautoritär ist das nicht. Und hiervon mal ganz abgesehen, haben wir ja schon gelesen, wo das ganze "Kinder-an-die-Macht"-Gefasel so hinführen kann...
Ich werde also gewaltfrei erzogen. Ich werde belohnt für erwünschtes Verhalten, aber nicht positiv bestraft für unerwünschtes Verhalten. Ich werde nicht geschlagen, bedroht und geängstigt. Und zwar einzig und allein deswegen, weil das auf lange Sicht betrachtet nicht den von uns gewünschten Erfolg bringt - und abgesehen davon anmassend und respektlos ist. Aber dass sich Fraule von mir deshalb auf der Nase herumtanzen lassen würde, das kann ich leider nicht gerade behaupten.
Wenn nun die Dauerzweifler endlich eingesehen haben, dass meine Erziehung eben nicht antiautoritär, sondern einfach nur ohne Gewalt funktioniert, dann wird gleich das nächste schwere Geschütz aufgefahren: Hunde unter sich, im "Rudel", agieren auch nicht gewaltfrei, heißt es dann. Da geht's öfters mal ruppig zu, also spricht doch auch nichts dagegen, wenn der Mensch auch mal ruppig wird. Oder.
Der Mensch spricht übrigens unentwegt vom Rudel. Er glaubt auch, wenn der Hund in der Familie lebt, bildeten sie ein gemischtes Rudel. Wie beim gemischten Doppel.
Die Wahrheit ist, biologisch betrachtet, bilden Mensch und Hund leider niemals ein Rudel. Ein Rudel definiert sich aus Artgenossen und besteht in der freien Wildbahn in der Regel aus den Eltern und unterschiedlich alten Würfen. Und in diesem Rudel geht es zumeist erstaunlich friedvoll zu. Gewalt ist hier gar nicht nötig, weil die Kinder niemals die AUTORITÄT der Eltern anzweifeln werden. Die Eltern bestimmen über die Ressourcen (Futter, Revier, Fortpflanzung), so dass Ressourcenkämpfe nicht nötig sind. Die Energie wird lieber dazu verwendet, Beute zu jagen und zu erlegen. Zoff wäre da nur destruktiv für die Stabilität des Rudels. Die Eltern stellen die Regeln des Zusammenlebens auf und sehen auch zu, dass diese eingehalten werden - was übrigens auch wieder nix mit Dominanz zu tun hat. Denn "Dominanz ist immer beziehungsspezifisch, zeit- und situationsabhängig" (Thomas Riepe aus "Herz, Hirn, Hund"). Heißt, je nach Situation sind die meisten Hunde mal dominant und mal nicht. Der Nachwuchs jedenfalls wird die Regeln der Eltern gewöhnlich nicht ernsthaft anzweifeln.
Und auch die Welpen werden nicht gewalttätig erzogen. Nicht, dass jetzt gleich wieder kommt, aber der Schnauzgriff! der Schnauzgriff! Eine Mutter hat viele Möglichkeiten, ihren frechen Nachwuchs in die Schranken zu weisen, da werdet ihr Gewalt vergeblich suchen. Und selbst, wenn die Mutter ihren Welpen mal anknurrt, die Zähne bleckt, ihn wegschubst oder gar den Schnauzengriff anwendet, ist das nichts, was ein Mensch im Stande wäre zu imitieren - denn er ist ein Mensch und keine Hundemutter!
Wenn die Kiddies dann im Fortpflanzungsalter sind, ziehen sie gewöhnlich irgendwann von dannen. Suchen sich einen Partner und gründen ein neues Rudel. Und solange sich die verschiedenen Rudel nicht "ins Gehege" kommen, leben alle friedlich bis an ihr Lebensende.
Es sollte nun also auch deutlich werden, dass Wolfsgehege, die überall entstehen, damit "der Mensch mal gucken kann, wie ein Wolf in der freien Natur so lebt", alles andere als natürliche Bedingungen wiederspiegeln und somit nicht dazu geeignet sind, auf natürliches Verhalten von Wolfsrudeln rückzuschließen. Wölfe werden zusammengekauft und auf viel zu engem Raum - der mit dem natürlichen Revier nichts gemein hat - zusammengesteckt und als Rudel deklariert. Dass es da zu Auseinandersetzungen kommen kann, weil um Ressourcen gestritten wird, liegt wohl auf der Hand. Und dann wird gleich auch wieder das Märchen vom dominanten Alpha-Wolf - von dem sich der Mensch nur so schwer trennen kann, um eine Rechtfertigung dafür zu haben, selber dieser druffkloppende Alpha-Wolf sein zu dürfen - genug Nahrung erhalten, um sich weiter in den Köpfen zu manifestieren.
Übrigens: Ich glaube ja, der Mensch, der ja bekanntlich vom Affen abstammt, schmeißt seine eigene Geschichte gerne mal mit der des Hundes durcheinander. Viele Affenarten leben in großen Familien zusammen. Und damit das funktioniert, gibt's eine klare Hierarchie. Da gibt's den körperlich überlegenen Oberaffen, der den Ton angibt und ganz oben aufm Baum sitzt (solange, bis ihn einer runterschmeißt). Und da drunter sitzen die Mütter, die Kinder, Omas, Opas, Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen - die ganze Bagage tummelt sich da aufm Affenhügel und muss auf engstem Raume irgendwie miteinander klar kommen. Und gar nicht selten rappelt's im Karton, weil's natürlich nicht so einfach ist, mit der buckligen Verwandtschaft... Es gibt immer Einzelne, die in der Hierarchie nach oben streben und durch Kampf versuchen, auf der Leiter nach oben zu klettern.
Ich glaube, die Menschen wenden das, was sie kennen, eben sehr gerne auf alles an, was ihnen im Leben so begegnet. Aber bitte: Wir sind Hunde, wir sind doch keine Primaten! Bei uns läuft das zivilisierter ab. Bei uns gibt es diese starren Hierarchien nicht. Und wir kämpfen auch nicht um die Führung im Rudel. Wir kennen unseren Platz. Also verwechselt uns nicht dauernd mit diesem marzialischen Barbar, der sich Mensch schimpft : )
Aber passt uff: Jetzt kommen ein paar ganz Schlaue, die bei dem Wort "gewaltfrei" gleich mal den Verdacht der antiautoritären Erziehung äußern! Pfui! Pfui, pfui, pfui!
Da habt ihr aber die Rechnung ohne Fraule gemacht. Für die sind - Skandal! - weder Kinder noch Hunde gleichberechtigte Partner, denen man beim Sich-frei-entfalten zuschauen sollte. Beide sind Schutzbefohlene, auf die aufgepasst werden muss, und zwar gut, weil sie sonst unentwegt Scheiße bauen, der ihnen das ein oder andere Mal durchaus auch zum Nachteil gereichen kann.
Wenn also Menschen so weit gehen und sagen, Hunde sind ihre Partner und sie nicht die Chefs der Hunde, dann ist das bei uns anders. Vielleicht ist das aber auch nur Wortklauberei, denn der Sinn dahinter ist bei beiden möglicherweise der gleiche. Soll heißen: Ich darf mich zwar entfalten und meine Kreativität auspacken, aber nur so lange, wie Fraule das zulässt. Das geht sicherlich weiter, als bei anderen Menschen und ihren Hunden, aber dennoch schränkt sie mich am Ende ein.
Schließlich gibt sie an, wann ich esse, was ich esse und wieviel ich esse, grumpf, wann wir Gassi gehen, wo wir Gassi gehen, ob ich jemals poppen (darf ich nicht), und mit welchen Kumpels ich spielen darf. Also ist sie meine, sagen wir mal, "partnerschaftliche Chefin" und Ressourcenverwalterin, sie hat die Aufgabe, meine Bedürfnisse zu befriedigen, und ich muss spuren, ob ich will oder nicht. Antiautoritär ist das nicht. Und hiervon mal ganz abgesehen, haben wir ja schon gelesen, wo das ganze "Kinder-an-die-Macht"-Gefasel so hinführen kann...
Ich werde also gewaltfrei erzogen. Ich werde belohnt für erwünschtes Verhalten, aber nicht positiv bestraft für unerwünschtes Verhalten. Ich werde nicht geschlagen, bedroht und geängstigt. Und zwar einzig und allein deswegen, weil das auf lange Sicht betrachtet nicht den von uns gewünschten Erfolg bringt - und abgesehen davon anmassend und respektlos ist. Aber dass sich Fraule von mir deshalb auf der Nase herumtanzen lassen würde, das kann ich leider nicht gerade behaupten.
Willi kurz vor der Übernahme der Weltherrschaft : ) |
Der Mensch spricht übrigens unentwegt vom Rudel. Er glaubt auch, wenn der Hund in der Familie lebt, bildeten sie ein gemischtes Rudel. Wie beim gemischten Doppel.
Die Wahrheit ist, biologisch betrachtet, bilden Mensch und Hund leider niemals ein Rudel. Ein Rudel definiert sich aus Artgenossen und besteht in der freien Wildbahn in der Regel aus den Eltern und unterschiedlich alten Würfen. Und in diesem Rudel geht es zumeist erstaunlich friedvoll zu. Gewalt ist hier gar nicht nötig, weil die Kinder niemals die AUTORITÄT der Eltern anzweifeln werden. Die Eltern bestimmen über die Ressourcen (Futter, Revier, Fortpflanzung), so dass Ressourcenkämpfe nicht nötig sind. Die Energie wird lieber dazu verwendet, Beute zu jagen und zu erlegen. Zoff wäre da nur destruktiv für die Stabilität des Rudels. Die Eltern stellen die Regeln des Zusammenlebens auf und sehen auch zu, dass diese eingehalten werden - was übrigens auch wieder nix mit Dominanz zu tun hat. Denn "Dominanz ist immer beziehungsspezifisch, zeit- und situationsabhängig" (Thomas Riepe aus "Herz, Hirn, Hund"). Heißt, je nach Situation sind die meisten Hunde mal dominant und mal nicht. Der Nachwuchs jedenfalls wird die Regeln der Eltern gewöhnlich nicht ernsthaft anzweifeln.
Und auch die Welpen werden nicht gewalttätig erzogen. Nicht, dass jetzt gleich wieder kommt, aber der Schnauzgriff! der Schnauzgriff! Eine Mutter hat viele Möglichkeiten, ihren frechen Nachwuchs in die Schranken zu weisen, da werdet ihr Gewalt vergeblich suchen. Und selbst, wenn die Mutter ihren Welpen mal anknurrt, die Zähne bleckt, ihn wegschubst oder gar den Schnauzengriff anwendet, ist das nichts, was ein Mensch im Stande wäre zu imitieren - denn er ist ein Mensch und keine Hundemutter!
Wenn die Kiddies dann im Fortpflanzungsalter sind, ziehen sie gewöhnlich irgendwann von dannen. Suchen sich einen Partner und gründen ein neues Rudel. Und solange sich die verschiedenen Rudel nicht "ins Gehege" kommen, leben alle friedlich bis an ihr Lebensende.
Es sollte nun also auch deutlich werden, dass Wolfsgehege, die überall entstehen, damit "der Mensch mal gucken kann, wie ein Wolf in der freien Natur so lebt", alles andere als natürliche Bedingungen wiederspiegeln und somit nicht dazu geeignet sind, auf natürliches Verhalten von Wolfsrudeln rückzuschließen. Wölfe werden zusammengekauft und auf viel zu engem Raum - der mit dem natürlichen Revier nichts gemein hat - zusammengesteckt und als Rudel deklariert. Dass es da zu Auseinandersetzungen kommen kann, weil um Ressourcen gestritten wird, liegt wohl auf der Hand. Und dann wird gleich auch wieder das Märchen vom dominanten Alpha-Wolf - von dem sich der Mensch nur so schwer trennen kann, um eine Rechtfertigung dafür zu haben, selber dieser druffkloppende Alpha-Wolf sein zu dürfen - genug Nahrung erhalten, um sich weiter in den Köpfen zu manifestieren.
Uga uga... Grumpf : ) © Wikipedia |
Ich glaube, die Menschen wenden das, was sie kennen, eben sehr gerne auf alles an, was ihnen im Leben so begegnet. Aber bitte: Wir sind Hunde, wir sind doch keine Primaten! Bei uns läuft das zivilisierter ab. Bei uns gibt es diese starren Hierarchien nicht. Und wir kämpfen auch nicht um die Führung im Rudel. Wir kennen unseren Platz. Also verwechselt uns nicht dauernd mit diesem marzialischen Barbar, der sich Mensch schimpft : )
Mensch Willi! Da hast du dir aber 'ne Menge Erziehungsrechtfertigungsfrust von der Seele geschrieben. Ja glaubst du denn, wir wissen nicht, dass du den Killerrüden nur nach außen gibst, weil da die Ressourcenverteidigung ansteht, wo hingegen bei dir zuhause eher dein Frauchen die Hosen an hat??? Tröste dich, mir geht's da auch nicht viel anders! Die große Klappe darf ich nur nach außen zeigen, im heimischen Bereich bin ich froh, wenn andere die Ansagen machen. Ist schließlich deutlich stressfreier. Was soll ich mich dauernd so aufblasen, wenn ich doch daheim den anhänglichen Schmuseköter geben kann, der mit unschuldigem Augenaufschlag Frauchens Fehlleistungen beim Rudelführen kommentiert. Wir wären doch bescheuert, wenn wir nach der Weltherrschaft streben, wenn doch daheim alle benötigten Ressourcen - und meistens mehr - ganz wie von selbst bereitgestellt werden. Manchmal haperts zwar an der Kommunikation im gemischten Rudel, aber die müssen schließlich die anderen ausbaden. An das gemischte Rudel glaube ich allerdings sehr wohl, weil damit meine einzigen beständigen Kommunikations- und Sozialpartner gemeint sind, die für meinen Schutz und meine Ernährung sorgen. Das es immer unbelehrbare Zweibeiner gibt, die antiken Vorstellungen der Hundeerziehung anhängen, liegt meistens nicht daran, dass diese seit Konrad Lorenz kein neueres Werk der Tierphsychologie mehr gelesen haben, sondern daran, dass sie sich noch mit nichts und niemandem aus diesem Bereich auseinander gesetzt haben (meistens auch nicht mit ihren eigenen Kindern) und ihre Erziehungskompetenzen allein aus Comics wie "Tom und Jerry" beziehen. Also lass' sie in ihrer Welt - sie werden sie sowieso nicht verlassen.
AntwortenLöschenLG, Enya
das hast du schön gesagt, roter teufel : )
LöschenIch liege inzwischen aufm Boden und kringel mich vor Lachen :-D Genial!
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