Ich muss es nochmal aufwärmen, das Angst-Thema. Viele Menschen sind verunsichert, was sie tun sollen, wenn ihr Hund Angst zeigt. Die altbewährte Methode besagt: Ignorier' deinen Hund, ansonsten verstärkst du seine Angst. Heißt, wenn ich also schutzsuchend zu Fraule renne, weil mir zum Beispiel unser Staubsauger Angst macht (das ist jetzt natürlich nur mal theoretisch), soll sie sich wegdrehen, mich ignorieren und mich mit meiner Angst allein lassen, damit ich nicht noch mehr Angst bekomme.
Fraule:
Hallo, lieber Super-Gerd! Ich bin verwirrt: Du hast mir doch mal gesagt, dass man Angst bei Hunden durch Trösten nicht verstärken kann. Mir erscheint das plausibel, und ich finde es auch ziemlich unmenschlich, meinen Hund bei Angst sich selbst zu überlassen. Jetzt sagt nun aber Martin Rütter (ich gestehe, ich mag den und gucke den immer noch im TV - ich meine, wenn du da jede Woche drin wärst, würde ich dich natürlich schauen, versteht sich von selber...), also, der sagt nun genau das Gegenteil! Wie kommt der darauf? Der zieht sich das doch auch nicht aus den Fingern? Sorry für mein ketzerisches Zweifeln, aber du nordest mich bestimmt wieder ein... : )
Super-Gerdis Antwort:
Danke für die Nachricht. Ja, das steht leider auch noch in viiiieeelen Büchern und viiiieeeele Trainer sagen es.
Es kommt natürlich zum einen darauf an, wie wir trösten und wann wir trösten!
Dem Hund Schutz zu bieten, ihn zu massieren, wenn er mag, mit ihm sprechen nimmt ihm in diesen Momenten die Angst. Durch die Berührungen kann Oxytocin im Gehirn ausgeschüttet werden, was entspannend wirk und der Angst entgegen wirkt!
Allerdings kann der Hund durch Trost nicht lernen Situationen zu bewältigen und "härter" gegenüber den Belastungen des Alltags zu werden! Jedenfalls sind die Aussichten zu gering, als das ich mich darauf verlassen würde.
Ich denke, dass diese Sichtweise daher rührt, dass der Hund dann nicht "besser" wurde in diesen Situationen! Durch das Ignorieren kann es tatsächlich sein, dass der Hund mit einer leichten Angst die Situation übersteht und dadurch seine Reizgrenze noch oben verschoben wird! Das hängt aber stark von der Situation und vom Hundetyp ab.
Wenn eine Situation länger dauern wird, oder mein Hund schon so ängstlich reagiert, dass er nicht mehr ansprechbar ist, schwinden die Chancen dramatisch, dass das auch klappt! Es gilt also, die aktuelle Belastungsgrenze des Hundes zu kennen, in ggf. etwas darüber zuführen und dann wieder herauszunehmen. Ggf. die maximale Belastung und einen Tick drüber, markieren und dann als Belohnung die Reize schwächen. Das muss allerdings sehr behutsam gemacht werden, denn ansonsten kann sich die Angst verschlimmern und ggf. auch aggressives Verhalten ausgelöst werden.
Wenn Situationen auftreten, die mein Hund im Moment, warum auch immer, nicht schaffen kann, tröste ich ihn natürlich, damit ich weiteren Schaden verhindere. Klassische Beispiele sind dabei ganz klar Gewitter oder Silvester!
Wir können also durch Trost und Zuwendung die Angst in diesem Moment nicht verschlimmern oder verstärken, kommen aber auch nicht zuverlässig weiter! Es gilt also dem Hund in diesen Situationen zu schützen, zu helfen, das ganze zu überstehen und dann gezielt diese Situationen zu trainieren, wenn es notwendig ist!
Ich hoffe, du verstehst, was ich meine! Wenn nicht, frag bitte nach :D
Fraule tröstet mich also weiterhin (und das, obwohl ich wirklich NIE Angst habe...)! Super-Gerdis Antwort hat sie darin bestätigt, dass es nicht so falsch ist, ab und zu auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Sie wird mich also auch zukünftig nicht im Stich lassen, sollte ich jemals vor irgendetwas Angst haben - was natürlich eigentlich total ausgeschlossen ist.
Und ich sag' mal: Gut so! Grumpf! : )
Angst vor Ziegen??? : ) |
Fraules Bauchgefühl sagt dazu: Was für ein Bullshit! Und tröstet mich, indem sie mich kurz streichelt, ganz ruhig, mit normaler Stimme, zuversichtlich, aufmunternd. Das entspannt mich. Ich fühle mich sichtlich wohler und ich weiß, Fraule wird's schon richten. Klar, meine Angst, die geht davon nicht weg, das stimmt. Aber größer wird sie auch nicht. Eindeutig.
Es kommt also vielleicht auch darauf an, WIE man getröstet wird. Wenn man aus der Angst eine übertrieben große Sache macht, wird der Hund vielleicht wirklich bestätigt, denkt sich Fraule, wenn man eine Art Entspannungsübung daraus macht, dann wirkt das vielleicht eher beruhigend.
Aber verunsichert war sie eben doch, denn während Super-Gerdi (ihr erinnert euch!) sagt, Trösten ist nicht angstverstärkend, sagt Martin Rütter (auf den Fraule eben doch auch noch hört, manchmal...), doch, ist es. Beide sind Profis, und beide behaupten, sich mit der Psyche des Hundes auszukennen. Aber wer hat nun Recht? Und weil das so verwirrend ist, dachte sich Fraule, wer nicht fragt bleibt dumm. Und das ist, was dabei heraus kam (einige von euch werden es aus Facebook schon kennen):
Fraule:
Hallo, lieber Super-Gerd! Ich bin verwirrt: Du hast mir doch mal gesagt, dass man Angst bei Hunden durch Trösten nicht verstärken kann. Mir erscheint das plausibel, und ich finde es auch ziemlich unmenschlich, meinen Hund bei Angst sich selbst zu überlassen. Jetzt sagt nun aber Martin Rütter (ich gestehe, ich mag den und gucke den immer noch im TV - ich meine, wenn du da jede Woche drin wärst, würde ich dich natürlich schauen, versteht sich von selber...), also, der sagt nun genau das Gegenteil! Wie kommt der darauf? Der zieht sich das doch auch nicht aus den Fingern? Sorry für mein ketzerisches Zweifeln, aber du nordest mich bestimmt wieder ein... : )
Super-Gerdis Antwort:
Danke für die Nachricht. Ja, das steht leider auch noch in viiiieeelen Büchern und viiiieeeele Trainer sagen es.
Es kommt natürlich zum einen darauf an, wie wir trösten und wann wir trösten!
Dem Hund Schutz zu bieten, ihn zu massieren, wenn er mag, mit ihm sprechen nimmt ihm in diesen Momenten die Angst. Durch die Berührungen kann Oxytocin im Gehirn ausgeschüttet werden, was entspannend wirk und der Angst entgegen wirkt!
Allerdings kann der Hund durch Trost nicht lernen Situationen zu bewältigen und "härter" gegenüber den Belastungen des Alltags zu werden! Jedenfalls sind die Aussichten zu gering, als das ich mich darauf verlassen würde.
Ich denke, dass diese Sichtweise daher rührt, dass der Hund dann nicht "besser" wurde in diesen Situationen! Durch das Ignorieren kann es tatsächlich sein, dass der Hund mit einer leichten Angst die Situation übersteht und dadurch seine Reizgrenze noch oben verschoben wird! Das hängt aber stark von der Situation und vom Hundetyp ab.
Wenn eine Situation länger dauern wird, oder mein Hund schon so ängstlich reagiert, dass er nicht mehr ansprechbar ist, schwinden die Chancen dramatisch, dass das auch klappt! Es gilt also, die aktuelle Belastungsgrenze des Hundes zu kennen, in ggf. etwas darüber zuführen und dann wieder herauszunehmen. Ggf. die maximale Belastung und einen Tick drüber, markieren und dann als Belohnung die Reize schwächen. Das muss allerdings sehr behutsam gemacht werden, denn ansonsten kann sich die Angst verschlimmern und ggf. auch aggressives Verhalten ausgelöst werden.
Wenn Situationen auftreten, die mein Hund im Moment, warum auch immer, nicht schaffen kann, tröste ich ihn natürlich, damit ich weiteren Schaden verhindere. Klassische Beispiele sind dabei ganz klar Gewitter oder Silvester!
Wir können also durch Trost und Zuwendung die Angst in diesem Moment nicht verschlimmern oder verstärken, kommen aber auch nicht zuverlässig weiter! Es gilt also dem Hund in diesen Situationen zu schützen, zu helfen, das ganze zu überstehen und dann gezielt diese Situationen zu trainieren, wenn es notwendig ist!
Ich hoffe, du verstehst, was ich meine! Wenn nicht, frag bitte nach :D
Fraule tröstet mich also weiterhin (und das, obwohl ich wirklich NIE Angst habe...)! Super-Gerdis Antwort hat sie darin bestätigt, dass es nicht so falsch ist, ab und zu auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Sie wird mich also auch zukünftig nicht im Stich lassen, sollte ich jemals vor irgendetwas Angst haben - was natürlich eigentlich total ausgeschlossen ist.
Und ich sag' mal: Gut so! Grumpf! : )
Willi, Menschen sind doof. Wenn die nicht andauernd "trösten" und "bemitleiden" verwechseln würden, dann hätten wir gar nicht dieses MistVerständnis :)
AntwortenLöschenHmmm, Willi hat also Angst vor Ziegen. Warum also tituliert er den einzigen weiblichen Mitarbeiter der Fellpresse, meine wunderhübscheste Verlobte unter Manitus Sonne Jamie, immer als Ziege? Hat er Angst vor ihr? Hat Willi vielleicht ein Frauenproblem? Wenn er also Jamie wieder mit "Ziege" anspricht, hat es wahrscheinlich mit einem tiefen Respekt zu ihr zu tun. Ende der Sprechstunde. :)
AntwortenLöschenIch war ein ganz ganz ängstlicher und sensibler Welpe und es war nicht immer leicht, den richtig Weg für den Umgang mit meinen Ängsten zu finden. Frauchen hat mir aber etwas beigebracht: Wenn mich etwas verunsichert, dann schaue ich sie fragend an, dann sagt Frauchen lächelnd und verständnissvoll zu mir: Es ist gut, wir können weitergehen. Das funktioniert heute noch, auch wenn ich fast nie mehr richtig Angst habe. Manche Ängste verlieren sich z.B. mit dem Erwachsen werden von ganz alleine, ohne das man irgendwas tun muss.
AntwortenLöschenHallo,
AntwortenLöschenoh cool, gegen Rütter durchgesetzt *freu*
Emil, manche Ängste verlieren sich, wenn der Hund erwachsen wird, das ist richtig. Allerdings sind es reale Ängste und in diesen Situation werden auch Dinge mit diesem emotionalen Zustand verknüpft! Entsprechend sind es Lernerfahrungen! Diese verwachsen sich nicht!
Angstauslöser bleiben im Gehirn gespeichert, leider.
Die Reizschwelle, ab wann die Angst zu Tage tritt und wir sie als Reaktion sehen können, verschiebt sich!
In der Jugendentwicklung ist der Hirnbereich, der für die Angstreaktionen zuständig ist aktiver und sensibler. Entsprechend reagieren die Hunde sensibler!
Daher würde ich die Ängste schon ernst nehmen und schauen, wie sie sich entwicklen und ggf. gegensteuern! Aber man sollte nun auch nicht allzu panisch sein :-)
LG
Gerd
Ein weiterer schöner Artikel ist dieser hier von Ute Blaschke-Berthold!
AntwortenLöschenhttp://umtali.wordpress.com/2011/12/25/gastbeitrag-von-dr-ute-blaschke-berthold-social-support-troesten-erlaubt/
Hallo Gerd, natürlich haber ich alle Emil-Ängste ernstgenommen! Aber Emil hatte zum Beispiel irgendwann Angst vor einem Baukran der hinter unserem Grundstück steht. Der stand schon immer da, und der steht auch heute noch da, weil dort eine Firma ist, die den benutzt. Dieser Kran machte Emil irgendwann in seinem Junghundeleben große Angst, die ein paar Wochen anhielt. Ich clickerte leichte Annäherung, ich clickerte vorbeigehen in großer Entfernung, - problemlos - aber im Garten war nichts zu machen, Emil hatte Angst! Ich beschloß, den Kran Kran sein zu lassen und nichts zu forcieren, nur Emil zu signalisieren, "ja, ich habe ihn gesehen, aber er ist keine Gefahr". Mehr nicht. Nach 6 Wochen war die Angst wie weggeblasen, der Kran steht heute noch und wird nicht mehr wahrgenommen. Wir gehen täglich mehrmals direkt an ihm vorbei. Das meinte ich mit Ängste können sich auch verlieren, weil der Hund älter wird.
AntwortenLöschenSehr gut!!! :-)
AntwortenLöschenDu hast ein Auge frauf gehabt! Wenn es ging hast du ihn unterstützt!
Als sich dann die entwicklungsbedingt gesenkte Reizschwelle wieder nach oben verschoben hat, war es kein Problem! Alles voll im grünen Bereich!
Ich meinte damit nur, dass man es nicht einfach nur der Zeit überläßt, das kann auch in die Hose gehen :-)
Also, ich bin eine totale Schissbuxe (hat Frauchen gesagt). Als sie mich aus dem Tierheim geholt hat, hatte ich vor ALLEM Angst. Vieles kenne ich jetzt besser (Frauchen hat viel mit mir geübt) und ich bin nicht mehr ganz so schreckhaft. Bei manchen Sachen muss ich auch erst Frauchen ansehen, ob auch alles in Ordnung ist und ob sie die "Gefahr" auch gesehen hat. Wenn sie dann sagt: Alles OK, wir können gefahrlos daran vorbei, gehe ich mitlerweile mit. Bei ganz viel Angst (Silvester) verstecke ich mich im Keller und Frauchen lässt mich dann auch.
AntwortenLöschenLG Judy
He Judy, schön, dass du keine Angst hattest, hier vorbeizuschauen! Willkommen! : )
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